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Zur Entwicklung des Staat-Kirche-Verhältnisses in der Bundesrepublik

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Religions- und Weltanschauungsrecht

Part of the book series: Springer-Lehrbuch ((SLB))

  • 1726 Accesses

Auszug

In der Frühzeit der Bundesrepublik war das Verhältnis des Staats zu den Religionsgemeinschaften fast gleichbedeutend mit dem zwischen dem Staat und den großen Kirchen. Die Zahl der kleinen, fast ausschließlich christlichen, Religionsgemeinschaften war erheblich kleiner als heute. Nur wenige Menschen gehörten formal keinem religiösen Bekenntnis an, was die politische und rechtliche Praxis erheblich prägte. Im Gegensatz zu heute konnte man damals das Rechtsgebiet, das sich mit Religion und vor allem mit dem Verhältnis des Staats zu den großen Kirchen befasste, ganz unbefangen als „Staatskirchenrecht“ bezeichnen. Dieses entwickelte sich in Phasen, die man grob einteilen kann in die Phase der kirchenzentrierten Euphorie (1949 bis ca. 1965), in eine folgende Phase der Versachlichung und, im Zusammenhang mit dem Aufkommen neuerer Religionsgemeinschaften, des Islam, der Wiedervereinigung, der eingetretenen starken Säkularisierung der Gesellschaft und vor allem der Europäisierung ab etwa 1990 eine Phase der Hereinnahme des Rechtsgebiets in den allgemeinen verfassungsrechtlichen Diskurs. Das kommt in den jetzt hauptsächlich gebrauchten und von Anfang an keineswegs polemisch verwendeten Begriffen Religionsrecht bzw. Religionsverfassungsrecht gut zum Ausdruck. Der Wandel war seit 1949 jedenfalls ein besonderes Merkmal des Religionsrechts der Bundesrepublik.1

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Literatur

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(2008). Zur Entwicklung des Staat-Kirche-Verhältnisses in der Bundesrepublik. In: Religions- und Weltanschauungsrecht. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-540-72049-2_6

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