Auszug
Die Theorie des starren Körpers ist ein besonders wichtiges Teilgebiet der allgemeinen Mechanik: Zum einen ist der Kreisel nächst den kugelsymmetrischen Massenverteilungen des Abschn. 1.30 das einfachste Beispiel eines ausgedehnten Körpers. Zum zweiten stellt die Dynamik des starren Körpers einen besonders schönen Modellfall dar, an dem man die allgemeinen Prinzipien der kanonischen Mechanik ausprobieren und die Folgerungen aus den jeweiligen räumlichen Symmetrien besonders anschaulich studieren kann. Zum dritten stellen die Bewegungsgleichungen des Kreisels, die Euler’schen Gleichungen, ein interessantes Beispiel für nichtlineare Dynamik dar. (Damit ist gemeint, dass diese Gleichungen nicht in linearer Weise von den gesuchten dynamischen Variablen und deren Ableitungen abhängen.) Zum vierten schließlich führt die Beschreibung des starren Körpers wieder auf die kompakte Lie’sche Gruppe SO(3), die wir im Zusammenhang mit der Invarianz von mechanischen Bewegungsgleichungen unter Drehungen des Koordinatensystems studiert haben: Der Konfigurationsraum des nichtausgearteten Kreisels ist das direkte Produkt aus dem dreidimensionalen Raum ℝ3 und der Gruppe SO(3) in dem Sinne, dass seine momentane Konfiguration durch die Angabe (i) der Lage des Schwerpunktes, (ii) der Orientierung des Körpers relativ zu einem vorgegebenen Inertialsystem vollständig bestimmt ist.
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Literatur
Die Diskrepanz zwischen der beobachteten und der berechneten Periode ist wohl darauf zurückzuführen, dass die Erde nicht starr ist. In Wirklichkeit ist die Erde auch nicht frei, sondern Drehmomenten unterworfen, die von der Wechselwirkung mit Sonne und Mond herrühren. Diese bewirken eine weitere, sehr langsame Präzession mit einer mittleren Periode von 25 800 Jahren (sog. Platonisches Jahr). Da diese adiabatisch langsam ist im Vergleich zur oben abgeschätzten, kann man die Erde doch kräftefrei annehmen (s. auch Meyers Handbuch Weltall, 1993).
St. Ebenfeld, F. Scheck: Ann. of Phys. (New York) 243, 195 (1995)
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(2007). Mechanik des starren Körpers. In: Theoretische Physik 1. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-540-71379-1_3
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