Auszug
Unter Sozialpolitik werden in erster Linie staatliche Maßnahmen verstanden, die auf die Sicherung des Einkommens von Arbeitnehmern und ihrer Familien im Falle einer Krankheit, der vorzeitigen Berufs- oder Erwerbsunfähigkeit durch Unfall oder Invalidität, im Alter, beim Tod des Ernährers oder im Falle der Arbeitslosigkeit abzielen. Diese Sicherung der Existenz bei fehlenden Möglichkeiten oder Fähigkeiten zum Erwerb ausreichenden Arbeitseinkommens, die vor allem der Sozialversicherung obliegt, ist jedoch nur ein Teilbereich staatlicher Sozialpolitik, wenngleich — gemessen am Gewicht der Einkommensleistungen — der größte und von seinen Aufgaben her ein zentraler Bereich. Der staatlichen Sozialpolitik werden von den Autoren dieses Lehrbuches auch die Arbeitnehmerschutzpolitik, die Arbeitsmarktpolitik, die Ausgestaltung der Betriebs- und Unternehmensverfassung, die Wohnungs-, Familien- und Bildungspolitik, die Politik der Einkommens- und Vermögensumverteilung, die Jugendhilfe-, die Altenhilfe-, die Sozialhilfepolitik und die mittelstandsorientierte Sozialpolitik zugerechnet.1
Diese Bereiche sind, wie z.B. die Arbeitsmarkt-, die Wohnungs-, die Familien- und die Bildungspolitik, mehr als Sozialpolitik im Sinne der in diesem Abschnitt abgeleiteten Definition, aber doch politische Handlungsbereiche, die für die Stabilisierung und Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Lage bestimmter Bevölkerungsgruppen große Bedeutung haben.
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Literatur
Zur Interpretation dieser Diskussion und zur einschlägigen Lit. bis 1970 vgl. Kleinhenz 1970. Vgl. auch Frerich/Frey 1996b, S. 3. ff.
Vgl. zur Wissenschaftsauffassung in der ehemaligen DDR Antorenkollektiv, Politische Ökonomie des Sozialismus und ihre Anwendung in der DDR, Berlin (Ost) 1969, S. 51 f.
Vgl. dazu Streit 2005, Altmann 2000 sowie Leipold 1988.
Vgl. dazu v. a. Max Weber, Die Objektivität sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis (1904) und ders., Der Sinn der Wertfreiheit der soziologischen und ökonomischen Wissenschaften (1917), beide abgedruckt in Max Weber 1968. Vgl. auch Albert 1991. Eine übersichtliche Darstellung der Werturteilsproblematik findet sich bei Kleinhenz 1970, S. 17 ff.
Vgl. dazu die ausführliche Problembehandlung bei H. Giersch/ K. Borchardt, Diagnose und Prognose als wirtschaftswissenschaftliche Methodenprobleme, SVSP, NF, Bd. 25, Berlin 1962 und E. v. Beckerath/ H. Giersch/H. Lampert, Probleme der normativen Ökonomik und der wirtschaftspolitischen Beratung, SVSP, NF, Bd. 29, Berlin 1963.
Z. B. von Albrecht 1955, S. 17 ff.; Preller 1970, 1. Halbbd., S. 1.
Tönnies 1907, S. 7.
Vgl. dazu den überblick bei Lampert 1980a, S. 26 ff, und die ausführlichen Darstellungen bei Pöhlmann 1925; Brockmeyer 1974; Frerieh/Frey, Bd. 1, 1996.
F. W. Henning 1994, insbes. S. 174, S. 229 ff. und S. 286 ff. Vgl. ferner die Darstellung sozialer Spannungen und sozialpolitischer Maßnahmen in verschiedenen europäischen Ländern im Handbuch für europäische Wirtschafts-und Sozialgeschichte, Bd. 2 (Kellenbenz 1980, passim) und Bd. 3 (W. Fischer u. a. 1986, passim).
Vgl. zu dieser Problematik in marktwirtschaftlichen Systemen v.a. Heimann 1963, S. 122 und ders. 1980.
Vgl. zu den Inhalten der Begriffe Freiheit und Gerechtigkeit Lampert 1990a und 1992a.
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(2007). Wissenschaftstheoretische, wissenschaftsprogrammatische und wissenschaftssystematische Grundlegung. In: Lehrbuch der Sozialpolitik. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-540-70912-1_1
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