Zusammenfassung
Während bisher jeweils von der europäischen Verfassung als Gesamtordnung die Rede war, soll nun abschließend speziell die Organverfassung der EU analysiert werden. Die Überlegungen beschränken sich auf die drei politischen Organe Parlament, Rat und Kommission als Urheber der interinstitutionellen Vereinbarungen. Auch wenn organisatorische und institutionelle Fragen schon bisher eine Rolle gespielt haben, stand eine umfassende Untersuchung der interinstitutionellen Vereinbarungen in ihrem verfassungsrechtlichen Wirkungsbereich noch aus. Ein doppelter Aufschluss soll damit gewonnen werden. Nach der funktionalen Untersuchung kann über das normative Verhältnis der Handlungsform zu den institutionellen Verfassungsprinzipien Genaueres herausgefunden werden. Gleichzeitig können neue Erkenntnisse über die Organverfassung selbst erlangt werden. Schließlich gilt es, eine allgemeine Bewertung des verfassungsrechtlichen Stellenwerts der Vereinbarungen vorzunehmen. Das Kapitel stellt in gewissem Maße eine Synthese der bisherigen Überlegungen dar. Es bildet damit den Abschluss dieser Untersuchung.
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Literatur
Siehe dazu die Nachweise bei Monaco, der allerdings die Europäischen Gemeinschaften noch als eine internationale Organisation neben anderen ansieht, ders., Fn. 22.
Ders., Die Organisationsstruktur der Europäischen Gemeinschaften, 1982; eine Ergänzung dazu soll ausweislich ihres Autors die Schrift von Bieber, Das Verfahrensrecht von Verfassungsorganen, Baden-Baden 1992, darstellen, vgl. S. 32.
Jacqué, Droit institutionnel de l’Union européenne, S. 169f.
Siehe dazu etwa Craig /de Búrca, EU Law, S. 171.
So ausdrücklich aus jüngerer Zeit etwa Horn, Über den Grundsatz der Gewaltenteilung in Deutschland und Europa, JöR n.F. Band 49 (2001), S. 288.
Siehe etwa die Untersuchung von von Bogdandy, Gubernative Rechtsetzung, S. 39f, 147ff.
Godet, Accords interinstitutionnels et équilibre institutionnel dans la Communauté Européenne, S. 382ff.
EuGH, Rs. C-65/93, Europäisches Parlament gegen Rat der Europäischen Union, Urteil vom 30. März 1995, Slg. 1995, I-643, Rdnr. 23; EuGH, Rs. 204/88, Griechenland gegen Rat, Urteil vom 27. September 1988, Slg. 1988, 5323, Rdnr. 16.
ABl. 2004 C 370 vom 16.12.2004, S. 1.
Eine Ausnahme bilden teilweise die Beiträge von Hummer, Interinstitutionelle Vereinbarungen und „institutionelles Gleichgewicht“, S. 157ff, 179f und Godet, Accords interinstitutionnels et équilibre institutionnel dans la Communauté Européenne, S. 529ff.
Vgl. de Witte, Institutional Principles: A Special Category of General Principles of EC Law, S. 143ff; zu den allgemeinen Verfassungsprinzipien siehe schon oben, S. 363ff.
Vgl. Simon, Le système juridique communautaire, S. 367f.
Zu den vertikalen institutionellen Prinzipien siehe etwa de Witte, a.a.O. (Fn. 1544), S. 146ff.
Häberle, Europäische Verfassungslehre, S. 103ff; Skouris, Die kontinentale(n) europäische(n) Verfassungskultur(en), S. 85ff.
Pernice /Mayer, in Grabitz /Hilf, Art. 220 EGV, Rdnr. 47f; Rodríguez Iglesias, Gedanken zum Entstehen einer Europäischen Rechtsordnung, NJW 1999, S. 6ff; Anweiler, Die Auslegungsmethoden des Gerichtshofs der Europäischen Gemeinschaften, S. 277ff.
Horn, Gewaltenteilige Demokratie, demokratische Gewaltenteilung: Überlegungen zu einer Organisationsmaxime des Verfassungsstaates, AöR 127 (2002), S. 437; Hesse, Grundzüge des Verfassungsrechts, S. 207ff; Schmidt-Aßmann, Der Rechtsstaat, in Isensee/Kirchhof (Hrsg.), HdbStR I, § 24, S. 1009ff Rdnr. 46ff.
Isensee, Verfassungsrecht als „politisches Recht“, in ders./Kirchhof (Hrsg.), HdbStR VII, § 162, S. 134 Rdnr. 54.
Horn, Über den Grundsatz der Gewaltenteilung in Deutschland und Europa, JöR n.F. Band 49 (2001) a.a.O. (Fn. 1536), S. 288; ders., Horn, Gewaltenteilige Demokratie, demokratische Gewaltenteilung: Überlegungen zu einer Organisationsmaxime des Verfassungsstaates, AöR 127 (2002), S. 428.
Nach Aristoteles besteht jede Verfassung aus drei Elementen: einer Körperschaft, die über öffentliche Angelegenheiten berät, dem Komplex der öffentlichen Ämter und der Körperschaft, die richterliche Entscheidungen trifft, ders., Aristoteles, Politik Buch IV, S. 36ff; dazu auch Zippelius, Allgemeine Staatslehre, S. 323; als trias politica bezeichnet von Kant, Die Metaphysik der Sitten, § 45, S. 169f.
Horn, Über den Grundsatz der Gewaltenteilung in Deutschland und Europa, JöR n.F. Band 49 (2001), a.a.O. (Fn. 1536), S. 290.
Siehe das 6. Kapitel im XI. Buch von De l’esprit des lois: «Lorsque dans la même personne ou dans le même corps de magistrature, la puissance législative est réunie à la puissance exécutrice, il n’a point de liberté... Il n’a point encore de liberté si la puissance de juger n’est pas séparée de la puissance législative et de l’exécutrice... Tout serait perdu si le même homme ou le même corps des principaux ou des nobles, ou du peuple, exerçait ces trois pouvoirs...», zitiert nach Jacqué, La Constitution de la Communauté européenne, Revue universelle des droits de l’homme 1995, S. 413.
Horn, Über den Grundsatz der Gewaltenteilung in Deutschland und Europa, JöR n.F. Band 49 (2001), a.a.O. (Fn. 1536), S. 289f.
Von Bogdandy, a.a.O. (Fn. 1538), S. 151.
Siehe die Kritik bei Schroeder, Das Gemeinschaftsrechtssystem, S. 357ff; Horn, a.a.O. (Fn. 1536), Gewaltenteilige Demokratie, demokratische Gewaltenteilung: Überlegungen zu einer Organisationsmaxime des Verfassungsstaates, AöR 127 (2002), S. 291f; ders., Horn, Gewaltenteilige Demokratie, demokratische Gewaltenteilung: Überlegungen zu einer Organisationsmaxime des Verfassungsstaates, AöR 127 (2002), S. 438ff; von Bogdandy, a.a.O. (Fn. 1538), Gubernative Rechtsetzung, S. 39f, 147ff; in der politikwissenschaftlichen Forschung hat sich schon früh ein differenziertes Verständnis der Kontrollmechanismen zwischen den obersten Verfassungsorganen durchgesetzt, grundlegend vor allem Sternberger, Gewaltenteilung und parlamentarische Regierung in der Bundesrepublik Deutschland, Politische Vierteljahresschrift 1 (1960), S. 22ff; Loewenstein, Verfassungslehre, S. 31ff; dazu auch Boldt, Gewaltenteilung, in Nohlen/Schultze (Hrsg.), Lexikon der Politik: Band 1 Politische Theorien, S. 155.
Von Danwitz, Der Grundsatz funktionsgerechter Organstruktur, Der Staat 35 (1996), S. 329ff; Hesse, Grundzüge des Verfassungsrechts, S. 209f; Horn, a.a.O. (Fn. 1536), Gewaltenteilige Demokratie, demokratische Gewaltenteilung: Überlegungen zu einer Organisationsmaxime des Verfassungsstaates, AöR 127 (2002), S. 294ff m.w.N.
Siehe schon früh die Analyse bei Achterberg, Rezension: Die Gewaltenteilung in den Europäischen Gemeinschaften, EuR 1968, S. 240ff.
Dagegen sieht Kirchhof einen neuen Anwendungsbereich für den „klassischen Gedanken der Gewaltenteilung“ in Zuordnung und gegenseitiger Abstimmung europäischer und staatlicher Hoheitsgewalt, ders., Kirchhof, Die Gewaltenbalance zwischen staatlichen und europäischen Organen, JZ 1998, S. 968ff.
So auch EuGH, Rs. C-189/97, Europäisches Parlament gegen Rat, Urteil vom 8. Juli 1999, Slg. 1999, I-4759, Rdnr. 34.
Adam, Hemmungen und Gleichgewichte (checks and balances) im Regierungssystem der USA, DVBl. 1963, S. 381ff; Schroeder, a.a.O. (Fn. 1557), Das Gemeinschaftsrechtssystem, S. 359; Mason/Stephenson, American Constitutional Law, S. 94; eine Annäherung des europäischen Regierungssystems an die amerikanische Doktrin untersucht Georgopoulos, The ‘Checks and Balances’ Doctrine in Member States as a Rule of EC Law, ELJ 2003, S. 530ff.
EuGH, Rs. 353/88, Briantex und Di Domenico gegen Kommission, Urteil vom 9.11.1989, Slg. 1989, 3623, Rdnr. 7.
So erstmals ausdrücklich EuGH, Rs. 208/80, Lord Bruce of Donington, Urteil vom 15. September 1981, Slg. 1981, 2205, Rdnr. 17; Jacqué, Droit institutionnel de l’Union européenne, S. 181.
EuGH, Rs. 54/75, Raphaël Dapper und andere gegen Europäisches Parlament, Urteil vom 29. September 1976, Slg. 1976, 1381, Rdnr. 20/25; Bieber, Das Verfahrensrecht von Verfassungsorganen, S. 41ff; Jacqué, a.a.O. (Fn. 1566), Droit institutionnel de l’Union européenne, S. 180ff.
EuGH, Rs. 230/81, Großherzogtum Luxemburg gegen Europäisches Parlament, Urteil vom 10. Februar 1983, Slg. 1983, 255, Rdnr. 38; EuGH, Rs. C-345/95, Französische Republik gegen Europäisches Parlament, Urteil vom 1. Oktober 1997, Slg. 1997, I-5215, Rdnr. 31.
So darf etwa die Kommission in ihren internen Entscheidungsverfahren nicht das Kollegialitätsprinzip des Art. 217 Abs. 1 EGV verletzen, Delegationen von Entscheidungsbefugnissen auf einzelne Kommissare sind daher nur unter engen Voraussetzungen zulässig. Vgl. EuGH, Rs. 5/85, AKZO Chemie BV und AKZO Chemie UK Ltd gegen Kommission der Europäischen Gemeinschaften, Urteil vom 23. September 1986, Slg. 1986, 2585, Rdnr. 35.
EuGH, Rs. C-345/95, Französische Republik gegen Europäisches Parlament, Urteil vom 1. Oktober 1997, Slg. 1997, I-5215, Rdnr. 31f.
Diese Konzeption ist im Übrigen staatsrechtlich nicht unbedingt zwingend. Das französische Parlament muss beispielsweise gemäß Art. 61 der französischen Verfassung Änderungen seiner Geschäftsordnung vor Inkrafttreten von der Cour constitutionnelle genehmigen lassen, siehe Ardant, Institutions politiques & droit constitutionnel, S. 124, 553; Avril/Gicquel, Droit parlementaire, S. 9ff.
Bast, Handlungsformen, S. 503f.
Eine Ausnahme gilt insoweit nur für die Verfassungsgerichte, die nicht unmittelbar in einen legitimatorischen Ableitungszusammenhang eingeordnet sind. Zu Aufbau und Stellung der Verfassungsgerichte in ausgewählten Mitgliedstaaten vgl. Mayer, Kompetenzüberschreitung und Letztentscheidung, S. 87ff, 143ff.
Dieses Modell steht allerdings im Widerspruch zu der Verfassungswirklichkeit, vgl. von Bogdandy, Gubernative Rechtsetzung, S. 41ff, der eine Neubestimmung des Verhältnisses der Verfassungsorgane zueinander vorschlägt, ibid., von Bogdandy, S. 150f.
Das wird unter anderem an den prononcierten Stellungnahmen zu der institutionellen Entwicklung der Europäischen Union deutlich. Siehe aus jüngster Zeit etwa die Entschließung des Europäischen Parlaments vom 29. November 2001 zu dem Verfassungsprozess und der Zukunft der Union, ABl. 2002 C 153 E vom 27.6.2002, S. 310; sowie die Mitteilung der Europäischen Kommission vom 22. Mai 2002 „Ein Projekt für die Europäische Union“ KOM (2002) 247 endg.; als „co-player with political ambitions“ wird die Kommission auch von Rometsch/Wessels bezeichnet, dies., Rometsch/Wessels, The Commission and the Council of the Union, S. 235.
Vgl. die spieltheoretische Analyse von König /Bräuninger, The Constitutional Choice of Rules, S. 4ff.
Vgl. etwa die Beiträge von Hummer, Das „Institutionelle Gleichgewicht“ als Strukturdeterminante der Europäischen Gemeinschaften, S. 459ff; Lenaerts, Some reflections on the separation of powers in the European Community, CMLR 28 (1991), 11ff; Guillermin, Le principe de l’équilibre institutionnel dans la jurisprudence de la Cour de justice des Communautés européennes, JDI 1992, S. 319ff; Bieber, in von der Groeben/Schwarze, Art. 7 EGV, Rdnr. 66; Prechal, Institutional balance: a fragile principle with uncertain contents, S. 272ff; De Witte, Institutional Principles: A Special Category of General Principles of EC Law, S. 150ff; Godet, Accords interinstitutionnels et équilibre institutionnel dans la Communauté Européenne, S. 616ff; Calliess, in Calliess/Ruffert, Art. 7 EGV, Rdnr. 8ff; Jacqué, The principle of institutional balance, CMLR 2004, S. 383ff.
Craig, Constitutions, Constitutionalism, and the European Union, ELJ 7 (2001), S. 140.
Schroeder, Das Gemeinschaftsrechtssystem, S. 356ff; Calliess, in Calliess/Ruffert, Art. 7 EGV, Rdnr. 15.
Bieber, Das Verfahrensrecht von Verfassungsorganen, S. 102f; ders., in von der Groeben/Schwarze, Art. 7 EGV, Rdnr. 66; Oppermann, Europarecht, S. 104, Rdnr. 243; Nettesheim, in Grabitz/Hilf, Art. 4 EGV (Maastrichter Fassung), Rdnr. 6; Hatje, in Schwarze, Art. 7 EGV, Rdnr. 21.
Vgl. de Witte, a.a.O. (Fn. 1583), S. 151; Prechal, a.a.O. (Fn. 1583), S. 277.
Während es über Jahrzehnte eher kursorisch in den Urteilen auftauchte, hat der EuGH das institutionelle Gleichgewicht erstmals in dem sogenannten Tschernobyl-Verfahren, Rs. C-70/88, Parlament gegen Rat, Urteil vom 22. Mai 1990, Slg. 1990, I-2041, Rdnr. 20ff, als tragenden Argumentationstopos benutzt, um ein Klagerecht des Parlaments praeter constitutionem zu begründen. Eine umfassende dogmatische Begründung liefert er dafür allerdings nicht.
EuGH, Rs. 25/70, Einfuhr-und Vorratsstelle für Getreide gegen Köster, Urteil vom 17. Dezember 1970, Slg. 1970, 1161, Rdnr. 4; EuGH, Rs. 149/89, Wybot gegen Faure, Urteil vom 10. Juli 1986, Slg. 1986, 2391, Rdnr. 23; siehe auch Jacqué, Droit institutionnel de l’Union européenne, S. 178f.
EuGH, Rs. C-70/88, Parlament gegen Rat, Urteil vom 22. Mai 1990, Slg. 1990, I-2041, Rdnr. 22.
EuGH, Rs. 9/56, Meroni gegen Hohe Behörde der EGKS, Urteil vom 13. Juni 1958, Slg. 1958, 9, S. 44.
So ist der EuGH später etwa vorgegangen, als er aus den Befugnissen des Parlaments eine Klagebefugnis vor dem EuGH ableitete, um damit das institutionelle Gleichgewicht zu wahren, siehe EuGH, Rs. C-70/88, Parlament gegen Rat, Urteil vom 22. Mai 1990, Slg. 1990, I-2041, Rdnr. 21ff.
Ders., Democracy and Rule-making within the EC, ELJ 1997, S. 114ff.
Darunter wurde der Monarch, die geistige und weltliche Noblesse und das Volk verstanden, siehe Craig, a.a.O. (Fn. 1594), S. 114f; die Unterscheidung geht schon auf die Staatsphilosophie Aristoteles’ zurück, vgl. Böckenförde, Geschichte der Rechts-und Staatsphilosophie, S. 122.
Dazu Kluxen, Zur Balanceidee im 18. Jahrhundert, S. 41ff.
So auch Prechal, a.a.O. (Fn. 1583), S. 281.
Anders Guillermin, a.a.O. (Fn. 1583), S. 328ff.
Dann, Looking through the federal lens, S. 20; ders., European Parliament and Executive Federalism, ELJ 2003, S. 554f.
Vgl. auch Jacqué, a.a.O. (Fn. 1566), S. 177; Streinz, in Streinz, Art. 7 EGV, Rdnr. 22.
So aber Schroeder, a.a.O. (Fn. 1585), S. 356ff.
Darauf weist Möllers zutreffend hin, ders., Verfassungsgebende Gewalt — Verfassung — Konstitutionalisierung, S. 22.
Craig, a.a.O. (Fn. 1594), S. 116f.
Vgl. Jacqué, La Constitution de la Communauté européenne, RUDH 1995, S. 412; ähnlich Simon, der jedoch nach Legitimitäten unterscheidet. Er sieht in den Organen eine integrative, eine intergouvernementale, eine demokratische und eine rechtsschützende Legitimität verkörpert, vgl. ders., a.a.O. (Fn. 1545), S. 183ff.
Von Bogdandy, Supranationaler Föderalismus als Wirklichkeit und Idee einer neuen Herrschaftsform, Baden-Baden 1999; dazu auch siehe oben, S. 356f.
Von Bogdandy, Das Leitbild der dualistischen Legitimation für die europäische Verfassungsentwicklung, KritV 2000, 284ff.
Zur Kommission als Hüterin des Gemeinschaftsinteresses vgl. Kugelmann, in Streinz, Art. 211 EGV, Rdnr. 4.
Damit ist allerdings nur die funktionale Ebene beschrieben. Die politische Verselbstständigung eines solchen legislativ-exekutiven Komplexes soll auf europäischer Ebene gerade durch das institutionelle Gleichgewicht in Verbindung mit den Prinzipien der Organautonomie und der loyalen Kooperation unter-bunden werden. Zu dieser Gefahr von Bogdandy, Europäische Prinzipienlehre, S. 177.
Jacqué, La Constitution de la Communauté européenne, RUDH 1995 a.a.O. (Fn. 1605), S. 413.
Ähnlich Neyer, der die EU als „discourse-based multi-level governance structure“ konzeptualisiert, ders., Discourse and Order in the EU, Journal of Common Market Studies 2003, S. 687ff; zu diskursorientierten Ansätzen in der politikwissenschaftlichen Forschung auch Wiener, Institutionen, S. 129f.
Zur Bürgerbeteiligung als zentrales Moment republikanischer Traditionen von Bogdandy, Europäische Verfassung und europäische Identität, JZ 2004, S. 60 m.w.N.
Zur Unabhängigkeit der Gerichte siehe schon die Studie von Kastari, Unabhängigkeit der Gerichte und Demokratisierung der Gerichte in rechtsvergleichender Sicht, Der Staat 11 (1972), S. 331ff; Schulze-Fielitz, in Dreier, Art. 97 GG, Rdnr. 1ff und insb. 11 m.w.N.; zur Rechnungskontrolle vgl. Heun, in Dreier, Art. 114 GG, Rdnr. 1ff m.w.N.
Craig, a.a.O. (Fn. 1594), S. 113ff.
Shaw, Law of the European Union, S. 110; zu der Rolle der Kommission als „honest broker“ zwischen den Organen vgl. Christiansen, Legitimacy Dilemmas of Supranational Governance, EUI Working Paper RSC No. 97/74, S. 13; Héritier, The White Paper on European Governance: A Response to Shifting Weights in Interinstitutional Decision-Making, Jean Monnet Working Paper No. 6/01, S. 3; Rometsch/Wessels, a.a.O. (Fn. 1580), S. 235f.
So im Ergebnis auch Craig, a.a.O. (Fn. 1584), S 140.
Vgl. Streinz, in Streinz, Art. 7 EGV, Rdnr. 21.
EuGH, verb. Rs. 188 bis 190/80, Frankreich, Italien und Vereinigtes Königreich gegen Kommission, Urteil vom 6. Juli 1982, Slg. 1982, 2545, Rdnr. 6; EuGH, Rs. C-58/94, Niederlande gegen Rat, Urteil vom 30. April 1996, Slg. 1996, I-2169, Rdnr. 41.
Das ist vor allem für die Beteiligungsrechte des Parlaments virulent geworden. Siehe etwa EuGH, Rs. C-392/95, Parlament gegen Rat, Urteil vom 10. Juni 1997, Slg. 1997, I-3213, Rdnr. 14; EuGH, Rs. C-21/94, Parlament gegen Rat, Urteil vom 5. Juli 1995, Slg. 1995, I-1827, Rdnr. 17; EuGH, C-65/93, Parlament gegen Rat, Urteil vom 30. März 1995, Slg. 1995, I-643, Rdnr. 21.
Siehe die Nachweise auf S. 408 in Fn. 1586.
Siehe beispielsweise das Verhältnis von Rat und Kommission im Rahmen des Art. 300 EGV, dazu EuGH, Rs. C-327/91, Frankreich gegen Kommission, Urteil vom 9. August 1994, Slg. 1994, I-3641, Rdnr. 28.
Calliess, in ders./Ruffert, Art. 7 EGV, Rdnr. 14.
Schroeder, a.a.O. (Fn. 1585), S. 362; zum Erhalt der Funktionsfähigkeit als grundlegendes Prinzip der Europäischen Gemeinschaft siehe EuGH, Rs. 804/79, Kommission gegen Vereinigtes Königreich, Urteil vom 5. Mai 1981, Slg. 1981, 1045, Rdnr. 23.
EuGH, Rs. C-70/88, Parlament gegen Rat, Urteil vom 22. Mai 1990, Slg. 1990, I-2041, Rdnr. 23.
EuG, Rs. T-610-/97 R, Carlsen u.a. gegen Rat, Urteil vom 3. März 1998, Slg. 1998, II-485, Rdnr. 46.
Zu weit allerdings Schroeder, a.a.O. (Fn. 1585), S. 363.
Zur Unangemessenheit von Pathos für die europäische Verfassung Haltern, Pathos and Patina, ELJ 2003, S. 14ff.
EuGH, Rs. 204/88, Griechenland gegen Rat, Urteil vom 27. September 1988, Slg. 1988, 5323, Rdnr. 16; EuGH, Rs. C-65/93, Europäisches Parlament gegen Rat der Europäischen Union, Urteil vom 30. März 1995, Slg. 1995, I-643, Rdnr. 23.
Erklärung Nr. 3 zu Art. 10 des Vertrags zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft, ABl. 2001 C 80 vom 10.3.2001, S. 77.
Hatje, Loyalität als Rechtsprinzip in der Europäischen Union, S. 62; dafür Kahl, in Calliess/Ruffert, Art. 10 EGV, Rdnr. 56; vermittelnd von Bogdandy, in Grabitz/Hilf, Art. 10 EGV, Rdnr. 9 und 84; unklar Streinz, in Streinz, Art. 10 EGV, Rdnr. 7.
Siehe schon Romano, Die Rechtsordnung, S. 76f; BVerfG, Bemerkungen des Bundesverfassungsgerichts zu dem Rechtsgutachten von Professor Richard Thoma, JöR 6. Band n.F. (1957), S. 206.
So auch Bieber, Das Verfahrensrecht von Verfassungsorganen, S. 108.
Zu dem Organisationszweck als Grundlage und Maßstab der Organbeziehungen vgl. Bieber, a.a.O. (Fn. 1636), S. 45.
Di Fabio, Eine europäische Charta, JZ 2000, S. 742.
EuGH, a.a.O. (Fn. 1632).
So im Ergebnis auch Streinz, a.a.O. (Fn. 1634), Art. 7 EGV, Rdnr. 22; Hatje, in Schwarze, Art. 7 EGV, Rdnr. 22f; Calliess, in Calliess/Ruffert, Art. 7 EGV, Rdnr. 22.
Zur Abgrenzung siehe Hatje, Loyalität als Rechtsprinzip in der Europäischen Union, S. 59ff und insbesondere S. 61f; zu der Unionstreue auch von Bogdandy, in Grabitz/Hilf, Art. 10 EGV, Rdnr. 1ff; Unruh, Die Unionstreue, EuR 2002, S. 41ff, Zuleeg, Der rechtliche Zusammenhalt der Europäischen Union, S. 42ff.
Lorz, Interorganrespekt im Verfassungsrecht, S. 38.
EuGH, Rs. 34/86, Rat gegen Parlament, Urteil vom 3. Juli 1986, Slg. 1986, 2155, Rdnr. 50; EuGH, Rs. 204/88, Griechenland gegen Rat, Urteil vom 27. September 1988, Slg. 1988, 5323, Rdnr. 16.
Streinz, a.a.O. (Fn. 1634), Art. 7 EGV, Rdnr. 22; Hatje, a.a.O. (Fn. 1640), Art. 7 EGV, Rdnr. 22; Calliess, in Calliess/Ruffert, Art. 7 EGV, Rdnr. 22.
EuGH, Rs. C-65/93, Europäisches Parlament gegen Rat der Europäischen Union, Urteil vom 30. März 1995, Slg. 1995, I-643, Rdnr. 27f.
Grundlegend EuGH, Rs. 138/79, Roquette Frères gegen Rat, Urteil vom 29. Oktober 1980, Slg. 1980, S. 3333, Rdnr. 33 und EuGH, Rs. 139/79, Maizena gegen Rat, Urteil vom 29. Oktober 1980, Slg. 1980, S. 3393, Rdnr. 34 („Isoglucose“); EuGH, a.a.O. (Fn. 1645), Rdnr. 21.
Für das Grundgesetz siehe BVerfG, a.a.O. (Fn. 1635), S. 206f; Voßkuhle, Der Grundsatz der Verfassungsorgantreue und die Kritik am BVerfG, NJW 1997, S. 2216ff; Lorz, a.a.O. (Fn. 1642), S. 41f.
Das ist auch schon in der Rechtsprechung des EuGH angelegt, vgl. EuGH, Rs. C-70/88, Parlament gegen Rat, Urteil vom 22. Mai 1990, Slg. 1990, I-2041, Rdnr. 22.
Lorz, a.a.O. (Fn. 1642), S. 12ff.
Ibid., S. 83ff.
Ibid., S. 88f.
Siehe oben, S. 407ff.
So wohl Dauses, der von „interinstitutionelle[m] Wildwuchs“ spricht, ders., Vertragsänderung durch IIV?, EuZW 2004, S. 673.
Daher konnten die Europäische Zentralbank (EZB) und die Europäische Investitionsbank (EIB) auch nicht an die Interinstitutionelle Vereinbarung vom 25. Mai 1999 zwischen dem Europäischen Parlament, dem Rat der Europäischen Union und der Kommission der Europäischen Gemeinschaften über die internen Untersuchungen des Europäischen Amtes für Betrugsbekämpfung (OLAF), ABl. 1999 L 136 vom 31.5.1999, S. 15, gebunden werden, die einen Standardbeschluss zur Umsetzung der internen Untersuchungsrechte von OLAF vorsieht. Immerhin enthielt die Vereinbarung jedoch eine Aufforderung an die übrigen Organe, der Vereinbarung durch eine Erklärung ihres Präsidenten beizutreten. Mangels einer solchen Erklärung konnte die Weigerung von EZB und EIB, interne Untersuchungen von OLAF zuzulassen, vor dem EuGH nur anhand des Maßstabs der Verordnung Nr. 1073/1999 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 25. Mai 1999 über die Untersuchungen des Europäischen Amtes für Betrugsbekämpfung (OLAF), ABl. L 136, S. 1, beurteilt werden. Siehe EuGH, Rs. C-11/00, Kommission gegen EZB, Urteil vom 10. Juli 2003, Slg. 2003, I-7147, Rdnr. 52ff; EuGH, Rs. C-15/00, Kommission gegen EIB, Urteil vom 10. Juli 2003, Slg. 2003, I-7281, Rdnr. 53ff.
Ausführlich Godet, Accords interinstitutionnels et équilibre institutionnel dans la Communauté Européenne, S. 369ff; siehe auch Huiban, Les accords inter-institutionnels dans l’Union européenne, S. 152ff.
Obwohl der Kooperationsgedanke auch dort fest verankert ist, vgl. BVerfG, Bemerkungen des Bundesverfassungsgerichts zu dem Rechtsgutachten von Professor Richard Thoma, JöR 6. Band n.F. (1957), S. 206.
In diese Richtung Godet, a.a.O. (Fn. 1656), S. 616 und S. 646f.
Ders., Interinstitutionelle Vereinbarungen und „institutionelles Gleichgewicht“, S. 157ff; ähnlich implizit schon Godet, Accords interinstitutionnels et équilibre institutionnel dans la Communauté Européenne, S. 529ff, 658.
Hummer, a.a.O. (Fn. 1661), S. 158f, 180; Godet, Accords interinstitutionnels et équilibre institutionnel dans la Communauté Européenne a.a.O. (Fn. 1661), S. 648ff.
Hummer, a.a.O. (Fn. 1661), S. 158.
Dazu schon früh Läufer, Das Europäische Parlament nach der Direktwahl: Positionsstärkung durch intrakonstitutionellen Wandel?, EuR 1979, S. 261ff; Grabitz/Läufer, Das Europäische Parlament, S. 175; zum Verfassungswandel und seinen Grenzen Peters, Elemente einer Theorie der Verfassung Europas, S. 473ff.
Blumann, Caractéristiques générales de la coopération interinstitutionnelle, S. 40ff.
Siehe etwa Jacqué, Droit institutionnel de l’Union européenne, S. 184ff; Godet, Accords interinstitutionnels et équilibre institutionnel dans la Communauté Européenne, a.a.O. (Fn. 1656), S. 445ff; ähnlich auch die Erklärung Nr. 3 der Regierungskonferenz von Nizza zu Art. 10 des Vertrags zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft, ABl. 2001 C 80 vom 10.3.2001, S. 77.
Gauweiler, Die rechtliche Qualifikation interorganschaftlicher Absprachen im Europarecht, S. 133; Hatje, in Schwarze, Art. 7 EGV Rdnr. 23.
Von Neumann /Morgenstern, Spieltheorie und wirtschaftliches Verhalten, S. 224ff; zu den Konsequenzen dieser interinstitutionellen Koalitionsmöglichkeiten für die Entscheidungsverfahren der EU König/Bräuninger, The Constitutional Choice of Rules, S. 4ff.
Calliess, in Calliess/Ruffert, Art. 7 EGV, Rdnr. 2.
Dazu Bieber, in von der Groeben/Schwarze, Art. 7 EGV, Rdnr. 58ff.
Bieber, in von der Groeben/Schwarze a.a.O. (Fn. 1680), Art. 7 EGV, Rdnr. 18.
Das betonte vor allem der Rat in einem Verfahren gegen das Europäische Parlament, siehe Schlussanträge des Generalanwaltes J. Mischo vom 11. März 1999 in EuGH, Rs. C-189/97, Parlament gegen Rat, Urteil vom 8. Juli 1999, Slg. 1999, I-4741, Rdnr. 40.
Grundlegend Teubner, Reflexives Recht, ARSP 1982, S. 13ff; ders./Willke, Kontext und Autonomie: Gesellschaftliche Selbststeuerung durch reflexives Recht, ZfRSoz 5 (1984), S. 4ff; siehe auch Habermas, Faktizität und Geltung, S. 516ff; Calliess, Prozedurales Recht, S. 215ff.
Ähnlich Schmidt-Aßmann, Verwaltungsorganisationsrecht als Steuerungsressource, S. 9ff, jedoch ohne theoretischen Anschluss an die anspruchsvollere Variante des reflexiven Rechts.
Röhl, Allgemeine Rechtslehre, S. 224.
Vgl. Röhl, a.a.O. (Fn. 1688), S. 225.
Kritisch Morawski /Molter, Autopoiese und reflexives Recht, S. 128ff.
Von Neumann /Morgenstern, Spieltheorie und wirtschaftliches Verhalten, S. 224ff; zu den Grundzügen der Spieltheorie siehe die knappe Erläuterung bei Tschentscher, Prozedurale Theorien der Gerechtigkeit, S. 270ff.
Everling, Die EU im Spannungsfeld von gemeinschaftlicher und nationaler Politik und Rechtsordnung, S. 881.
Vgl. insbesondere die Rahmenvereinbarung über die Beziehungen zwischen dem Europäischen Parlament und der Europäischen Kommission vom 5. Juli 2000, ABl. 2001 C 121 vom 24.4.2001, S. 122 und die Interinstitutionelle Vereinbarung vom 20. November 2002 zwischen dem Europäischen Parlament und dem Rat über den Zugang des Europäischen Parlaments zu sensiblen Informationen des Rates im Bereich der Sicherheits-und Verteidigungspolitik, ABl. 2002 C 298 vom 30.11.2002, S. 1.
So kompensiert die Vereinbarung zwischen dem Europäischen Parlament und der Kommission über die Modalitäten der Anwendung des Beschlusses 1999/468/EG des Rates vom 28. Juni 1999 zur Festlegung der Modalitäten für die Ausübung der der Kommission übertragenen Durchführungsbefugnisse, ABl. 2000 L 256 vom 10.10.2000, S. 19, die Weigerung des Rates, substanzielle Zugeständnisse an das Parlament im Bereich der Komitologie zu machen, siehe dazu Erwägungsgrund C. der Entschließung des Europäischen Parlaments vom 17.2.2000, ABl. 2000 C 339 vom 29.11.2000, S. 269 sowie den Bericht des Ausschusses für konstitutionelle Fragen vom 13. Januar 2000, Dok. A5-0021/2000, S. 9.
Siehe Art. III-397 Verfassungsvertrag, ABl. 2004 C 370 vom 16.12.2004, S. 1.
Zur Pfadabhängigkeit von Institutionen als analytisches Erklärungsmuster vgl. Wiener, Institutionen, S. 125f; Pierson, The Path to European Integration, Comparative Political Studies 29 (1996), S. 123ff; ders., Increasing Returns, Path Dependence and the Study of Politics, American Political Science Review 94 (2000), S. 251ff.
Horn, Gewaltenteilige Demokratie, demokratische Gewaltenteilung: Überlegungen zu einer Organisationsmaxime des Verfassungsstaates, AöR 127 (2002), S. 428.
Dazu beispielsweise Zeh, Parlamentarisches Verfahren, in Isensee /Kirchhof (Hrsg.), HdbStR II, § 43, S. 433; Schulze-Fielitz, Der informale Verfassungsstaat, S. 18ff; ders., Parlamentsbrauch, Gewohnheitsrecht, Observanz, in Schneider/Zeh (Hrsg.), Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, S. 360ff.
Haltern, Pathos and Patina: The Failure and Promise of Constitutionalism in the European Imagination, ELJ 2003, S. 24ff; optimistischer Häberle, Europäische Rechtskultur, S. 26ff.
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von Alemann, F. (2006). Interinstitutionelle Vereinbarungen in der Organverfassung der EU. In: Die Handlungsform der interinstitutionellen Vereinbarung. Beiträge zum ausländischen öffentlichen Recht und Völkerrecht, vol 182. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-540-37711-5_15
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