Zusammenfassung
Der vorliegenden Studie liegt ein rekonstruktiver Forschungsansatz zu Grunde, bei dem man davon ausgeht, dass das Alltagshandeln der zu Erforschenden auf Wirklichkeitskonstruktionen beruht und es Aufgabe der empirischen Forschung ist, „die Konstruktionen der Wirklichkeit zu rekonstruieren, welche die Akteure in und mit ihren Handlungen vollziehen“ (Meuser, 2006: 140, H.n.i.O.). Da man „Untersuchungspersonen nicht einfach auffordern [kann] zu berichten, wie, nach welchen Maximen und mit welchen Methoden, sie ihre Welt konstruieren“ (ebd.: 141), bedarf es einer Methode, die einen Zugang ermöglicht zu dem – der Alltagspraxis zu Grunde liegenden – impliziten, teilweise inkorporierten und zugleich handlungsleitenden Erfahrungswissen. Dieses ist den Akteuren weder vollkommen bewusst noch vollkommen unbewusst, weshalb Mannheim (1980: 73 [1922–25]) von „atheoretische[m]“ Wissen spricht (vgl. auch Mannheim, 2004: 107/110 [1921–22]; Bohnsack, 2003a: 191). Das Gruppendiskussionsverfahren in Verbindung mit der dokumentarischen Methode, wie es in der vorliegenden Arbeit verwendet wurde, ermöglicht einen solchen Zugang. Wie alle rekonstruktiven Verfahrensweisen ist es zunächst durch die Prinzipien der Offenheit und Kommunikation (vgl. Hoffmann-Riem, 1980) gekennzeichnet. Durch weniger Eingriffe des Forschers/der Forscherin soll denjenigen, die ‚Gegenstand‘ der Forschung sind, die Entfaltung ihres eigenen Relevanz- und kommunikativen Regelsystems ermöglicht werden (vgl. Bohnsack, 2003a: 20–21). So geht es beispielsweise der Leitung einer Gruppendiskussion darum, dass sich ein Austausch über ein Thema in der Gruppe entwickelt „und zwar im besten Falle so, ‚als ob‘ die Leitung nicht anwesend wäre“ (Loos/Schäffer, 2001: 13). Auf diese Weise wird, dem „Prinzip der Kommunikation“ folgend, das kommunikative Regelsystem der Forschungssubjekte „in Geltung“ gelassen (Hoffmann-Riem, 1980: 346–347), wodurch die Kontrolle über die Differenzen der Interpretationsrahmen und Relevanzsysteme von Forschenden und Erforschten gewahrt bleibt (vgl. Bohnsack, 2003a: 20).
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© 2012 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
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Klein, M. (2012). Methodischer Zugang und Forschungspraxis. In: Schülerinnen und Schüler am Denkmal für die ermordeten Juden Europas. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94366-4_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-94366-4_4
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