Zusammenfassung
Oft klagen im Schulalltag Lehrer(innen), Pädagog(inn)en und Sozialarbeiter(innen) darüber, dass sich Migrationsjugendliche nicht als „Deutsche", sondern mehr als „Türken”, „Araber" oder „Russen” definieren. Dabei ist es nicht zuletzt die hiesige Mehrheitsgesellschaft selbst, die versucht, sich ihrer eigenen Identität zu vergewissern, indem man sich von der Tradition und Kultur der Einwanderungsgesellschaft verstärkter abgrenzt. Diese Selbstvergewisserung der Mehrheitsgesellschaft begünstigt unter vielen Menschen mit Migrationshintergrund eine Tendenz zur Selbstethnisierung, das heißt zur Abgrenzung von der deutschen und zur stärkeren Identifikation mit der jeweiligen Herkunftsgesellschaft. Das gilt selbst für Migrationsjugendliche, die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind. Für sie sind es auch alltägliche Begegnungen mit Diskriminierung und Rassismus, die (Rück-)Be- sinnungen auf tatsächlich oder vermeintlich geteilte Werte und Normen der Herkunftsgesellschaft befördern. Gerade Jugendliche erfahren über die Selbstethnisierung als „Türke”, „Araber” oder „Russe” ein neues konstruiertes Wir-Gefühl. Der 25-jährige Mehmet aus Duisburg zieht für sich folgendes Resultat:
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Literatur
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Bozay, K. (2012). Probleme und Ursachen der Re-Ethnisierung und Selbstethnisierung im Klassenzimmer. In: Fereidooni, K. (eds) Das interkulturelle Lehrerzimmer. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94344-2_10
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