Zusammenfassung
Die „Jugend … ist ein Produkt und Projekt der europäischen Moderne“, so spitzt der bekannte Jugendsoziologe Richard Münchmeier zu, wenn er die besondere Rolle des Jugendalters in unserer Zeit beschreiben will (Münchmeier, 2002, S. 101/102). Die Befunde der Jugendforschung sind in der Tat deutlich: Die Moderne öffnete allmählich – seit vielleicht 250 Jahren – einen „Bildungs- Zwischenraum“ zwischen Kindheit und Erwachsenenleben (Gillis, 1994). Diesen Zwischenraum nennen wir „Moratorium“. Waren anfangs die männlichen Heranwachsenden des Adels und der bürgerlichen Schichten gemeint, die sich auf den Ritterakademien, im Gymnasium oder in der Universität in einem tendenziellen Freiraum bewegten und (selbst-) bilden konnten, so eroberten im 20. Jahrhundert auch die Arbeitersöhne und – noch später – die Arbeitertöchter einen von den Zwängen des Erwerbslebens halbwegs entkoppelten – schulisch strukturierten – Freiraum, den auch sie für die Entfaltung der eigenen Persönlichkeit nutzen konnten.
Chapter PDF
Literatur
Ahrens, F. (2011). Bedeutung, Identifizierung und Anerkennung informell erworbener Kompetenzen am Übergang von der Schule in die Arbeitswelt für benachteiligte Jugendliche. Unveröffentlichte Dissertation, Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover.
Beicht, U. & Granato, M. (2009). Übergänge in eine berufliche Ausbildung. Geringere Chancen und schwierige Wege für junge Menschen mit Migrationshintergrund. Expertise des Gesprächskreises Migration und Integration der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Bellmann, L. & Stegmaier, J. (2007). Einfache Arbeit in Deutschland. Restgröße oder relevanter Beschäftigungsbereich?. In Abteilung Wirtschafts- und Sozialpolitik der Friedrich-Ebert-Stiftung (Hrsg.), Perspektiven der Erwerbsarbeit: Einfache Arbeit in Deutschland. Dokumentation einer Fachkonferenz der Friedrich-Ebert-Stiftung. WISO Diskurs 2007. Expertisen und Dokumentationen zur Wirtschafts- und Sozialpolitik (S. 10–24). Verfügbar unter: http://library.fes.de/pdf-files/asfo/04591.pdf [11.10.2011].
Bereswill, M., Koesling, A. & Neuber, A. (2008). Umwege in Arbeit. Die Bedeutung von Tätigkeit in den Biographien junger Männer mit Hafterfahrung. Baden-Baden: Nomos.
BIBB (Bundesinstitut für berufliche Bildung) (2011): Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2011. Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Bonn: Bundesinstitut für Berufsbildung
Bildung in Deutschland. (2006). Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu Bildung und Migration. Bielefeld: W. Bertelsmann.
Bildung in Deutschland. (2008). Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu Übergängen im Anschluss an den Sekundarbereich II. Bielefeld: W. Bertelsmann.
Bildung in Deutschland. (2010). Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu Perspektiven des Bildungswesens im demografischen Wandel. Bielefeld: W. Bertelsmann.
Böhnisch, L. (2001). Abweichendes Verhalten. Eine pädagogisch-soziologische Einführung (2. Aufl.). Weinheim: Juventa.
Bojanowski, A. (2008). Professionalisierung des Fachpersonals in der beruflichen Benachteiligtenförderung. Ein curricularer Vorschlag für die Fachszene. In U. Fasshauer, D. Münk & A. Paul-Kohlhoff (Hrsg.), Berufspädagogische Forschung in sozialer Verantwortung. Festschrift für Josef Rützel zum 65. Geburtstag (S. 209–220). Stuttgart: Steiner.
Bojanowski, A., Eckert, M. & Rützel, J. (2008). Qualität beruflicher Förderpädagogik: Aktuelle Debatten, Analysen und Herausforderungen zur beruflichen Benachteiligtenförderung, In T. Bals, K. Hegmann & K. Wilbers (Hrsg.), Qualität in Schule und Betrieb. Forschungsergebnisse und gute Praxis. Aachen: Shaker.
Bojanowski, A., Koch, M., Straßer, P. & Ratschinski, G. (2007). Der Teile genug! – Vision einer Systematischen Benachteiligtenförderung. Ein Verfahrensvorschlag an die Fachszene. Jugend, Beruf, Gesellschaft, 58 (2), 105–118.
Bojanowski, A. & Niemeyer, B. (2009). Bedingungsanalysen zum pädagogischen Personal. In: Sektion Berufs- und Wirtschaftspädagogik in der DGfE (Hrsg.), Memorandum zur Professionalisierung des pädagogischen Personals in der Integrationsförderung aus berufsbildungswissenschaftlicher Sicht (S. 23–35). Bonn: Pahl-Rugenstein.
Braun, F. & Reissig, B. (2012). Regionales Übergangsmanagement Schule – Berufsausbildung: Handlungsfelder, Hindernisse und Problemlösungen. In A. Bojanowski & M. Eckert (Hrsg.), Black Box Übergangssystem. Hannover (im Druck).
Büchter, K. & Meyer, R. (2010). Beruf und Beruflichkeit als organisierendes Prinzip beruflicher Bildung. In R. Nickolaus, G. Pätzold, H. Reinisch & T. Tramm (Hrsg.), Handbuch Berufs- und Wirtschaftspädagogik (S. 323- 326). Bad Heilbrunn: Klinkhardt (UTB 8442).
Castel, R. (2009). Negative Diskriminierung. Jugendrevolten in den Pariser Banlieus. Hamburg: Hamburger Edition.
Collingro, P., Schruth, P., Sellin, B. & Wirsich, W. (Hrsg.). (1988). Randgruppe oder Avantgarde. Lebens-, Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen von Jugendlichen. Wetzlar: Jungarbeiterinitiative.
Deutsche Shell (Hrsg.). (2002). Jugend 2002. Zwischen pragmatischem Idealismus und robustem Materialismus. Frankfurt: Fischer.
Dietrich, H. et al. (2009). Ausbildung im dualen System und Maßnahmen der Berufsvorbereitung. In J. Möller & U. Walwei (Hrsg.), Handbuch Arbeitsmarkt 2009 (S. 318–357). Bielefeld: W. Bertelsmann.
Dollinger, B. (Hrsg.). (2006). Individualität als Risiko? Soziale Pädagogik als Modernisierungsmanagement. Münster: LIT.
Fend, H. (2003). Entwicklungspsychologie des Jugendalters. Ein Lehrbuch für pädagogische und psychologische Berufe (3. Aufl.). Opladen: Leske + Budrich.
Furch, N. (2007). Jugendliche in gesellschaftlicher Randständigkeit: Sozialisations- und Alltagsprobleme (Staatsarbeit). Hannover.
Gillis, J. R. (1994). Geschichte der Jugend. München: Heyne.
Götz, S., Ludwig-Mayerhofer, W. & Schreyer, F. (2010). Sanktionen im SGB II. Unter dem Existenzminimum. IAB Kurzbericht 10/2010.
Hessel, S. (2011). Empört Euch! (8. Aufl.). Berlin: Ullstein.
Heitmeyer, W. (2011). Rohe Bürgerlichkeit. Zur Verteilungsdebatte: Von Abstiegsangst getrieben zetteln Bessergestellte einen Klassenkampf von oben an. Die Zeit Nr. 39 v. 22. 09. 2011, 37.
Ketter, J.-M. (2002). Der Kompetenzansatz in der Benachteiligtenförderung. In P. Fülbier & R. Münchmeier (Hrsg.), Handbuch Jugendsozialarbeit, Geschichte, Grundlagen, Handlungsfelder, Organisation. Bd. 2 (2. Aufl., S. 821–826). Münster: Votum.
Keupp, H. et al. (2002). Identitätskonstruktionen. Das Patchwork der Identitäten in der Spätmoderne (2.Aufl.). Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.
Koch, M. & Straßer, P. (2008). Der Kompetenzbegriff: Kritik eines diffusen Verhältnisses. In M. Koch & P. Straßer (Hrsg.), In der Tat kompetent. Zum Verständnis von Kompetenz und Tätigkeit in der beruflichen Benachteiligtenförderung (S. 25–52). Bielefeld: W. Bertelsmann.
Kock, K. (2008). Auf Umwegen in den Beruf. Destandardisierte und prekäre Beschäftigung von Jugendlichen an der zweiten Schwelle – eine Auswertung empirischer Befunde SFS Dortmund (Hans Böckler Stiftung).
Lorey. I. (2011). Gouvernementale Prekarisierung. In I. Lorey, R. Nigro & G. Raunig (Hrsg.), Inventionen I: Gemeinsam. Prekär. Potentia. Kon-/Disjunktion. Ereignis. Transversalität. Queere Assemblagen (S. 72–86). Zürich: Diaphanes.
Münk, D., Rützel, J. & Schmidt, Ch. (Hrsg.). (2008). Labyrinth Übergangssystem. Forschungserträge und Entwicklungsperspektiven der Benachteiligtenförderung zwischen Schule, Ausbildung, Arbeit und Beruf. Bonn: Pahl-Rugenstein.
Münchmeier, R. (2002). Strukturwandel der Jugendphase. In P. Fülbier & R. Münchmeier (Hrsg.), Handbuch Jugendsozialarbeit, Geschichte, Grundlagen, Handlungsfelder, Organisation. Bd. 1 (2. Aufl., S. 101–113). Münster: Votum.
Nationaler Pakt für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs in Deutschland (2009). Kriterienkatalog zur Ausbildungsreife. Nürnberg: Bundesagentur für Arbeit.
Oerter, R. (1987). Jugendalter. In R. Oerter & L. Montada (Hrsg.), Entwicklungspsychologie. Ein Lehrbuch (2. Aufl., S. 265–338). München: Urban & Schwarzenberg.
Pohl, A. & Walther, A. (2006). Lernen von Europa. Europäische Ansätze zur Benachteiligtenförderung. Eine Expertise für das Good Practice Center zur Förderung von Benachteiligten in der beruflichen Bildung (GPC) 2006 by Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn. Verfügbar unter: http://www.good-practice.de/expertise_europa.pdf [11.10.2011].
Ratschinski, G. (2009). Selbstkonzept und Berufswahl. Eine Überprüfung der Berufswahltheorie von Gottfredson an Sekundarschülern. Münster: Waxmann.
Schröder, E. (2009). Ein-Euro-Jobs zwischen Anspruch und Realität aus Sicht der Maßnahmeteilnehmer und -teilnehmerinnen. Arbeitsgelegenheiten und die Umsetzung der Arbeitsmarktreformen. Expertise im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn.
Schwarzer, R. & Jerusalem, M. (2002). Das Konzept der Selbstwirksamkeit. Zeitschrift für Pädagogik, 44, Beiheft, 28–53.
Sektion Berufs- und Wirtschaftspädagogik in der DGfE (Hrsg.). (2009). Memorandum zur Professionalisierung des pädagogischen Personals in der Integrationsförderung aus berufsbildungswissenschaftlicher Sicht. Bonn: Pahl-Rugenstein.
Straßer, P. & Bojanowski, A. (2011). Benachteiligte Jugendliche – Förderstrategien und ihre empirische Fundierung. Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik, Beiheft 2011: Lehr- Lernprozesse in der gewerblich-technischen Berufsbildung, 113–128.
Straßer, P. & Koch, M. (2008). Subjektivierung von Welt. In M. Koch & P. Straßer (Hrsg.), In der Tat kompetent. Zum Verständnis von Kompetenz und Tätigkeit in der beruflichen Benachteiligtenförderung (S. 133–148). Bielefeld: W. Bertelsmann.
Weinkopf, C. (2007). Gar nicht so einfach?! Perspektiven für die Qualifizierung, Arbeitsgestaltung und Entlohnung. In Abteilung Wirtschafts- und Sozialpolitik der Friedrich-Ebert-Stiftung (Hrsg.), Perspektiven der Erwerbsarbeit: Einfache Arbeit in Deutschland. Dokumentation einer Fachkonferenz der Friedrich-Ebert-Stiftung. WISO Diskurs 2007. Expertisen und Dokumentationen zur Wirtschafts- und Sozialpolitik (S. 10–24). Verfügbar unter: http://library.fes.de/pdf-files/asfo/04591.pdf [11.10.2011].
Wellnitz, M.-S. (2007). Mädchen und junge Frauen im Berufsvorbereitungsjahr – Aspekte geschlechtsspezifischer Sozialisation (Staatsarbeit). Hannover.
Wensierski, H.-J. v., Schützler, Ch. & Schütt, S. (2005). Berufsorientierende Jugendbildung. Grundlagen, empirische Befunde, Konzepte. Weinheim: Juventa.
Author information
Authors and Affiliations
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2012 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Bojanowski, A. (2012). „Moratorium 2.0“. Oder: Wie das Übergangssystem in Sozialisations- und Individuationsprozesse eingreift. In: Ratschinski, G., Steuber, A. (eds) Ausbildungsreife. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94286-5_7
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-94286-5_7
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-18274-2
Online ISBN: 978-3-531-94286-5
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)