Zusammenfassung
Robert Michels ist durch seine Oligarchiethese für die politikwissenschaftliche und historische Literatur zu den Parteien über lange Zeit produktiv gewesen. Besonders sein „ehernes Gesetz der Oligarchie“ stimulierte die Forschung. Es besagte, dass politische Organisationen, je länger sie existieren, umso mehr durch ein bürokratisch handelndes Fachpersonal auf Kosten der demokratischen Rückkopplung an die eigene Basis geführt werden. Soziologisch ging er davon aus, dass die Art und Weise der Organisation nicht nur ein Aggregationsvorgang ist, sondern dass die Organisation selbst „in der organisierten Masse schwerwiegende Veränderungen hervor(ruft). Sie kehrt das Verhältnis des Führers zur Masse in sein Gegenteil um.“ Zu Beginn einer Organisationsbewegung ist, so Michels, das Verhältnis zwischen Masse und Führer noch ausgeglichen und beruht auf einer wechselseitigen Verschränkung und Durchdringung. Mit steigendem Organisations- und Differenzierungsgrad bilden Masse und Führer distinkte Strukturen aus. Die Masse wird zur Mehrheit und die Führer bilden die Minderheit. Das ursprüngliche Prinzip der demokratischen Legitimation wird umgekehrt und die Minderheit führt die Mehrheit. Somit gerät das demokratische Prinzip in eine „rückläufige Bewegung […]. Mit zunehmender Organisation ist die Demokratie im Schwinden begriffen.“ 1911 fasste Michels diesen Gedanken so zusammen: „Wer Organisation sagt, sagt Tendenz zur Oligarchie.“ Sein empirisches Beispiel war die deutsche Arbeiterbewegung vor 1914. Deren Organisationsstrukturen stellten für Michels den Beweis dafür dar, dass sich demokratische Strukturen in ihr Gegenteil verkehren konnten.
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© 2012 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden
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Weichlein, S. (2012). Robert Michels' Oligarchiethese und die historische Demokratieforschung. In: Bluhm, H., Krause, S. (eds) Robert Michels’ Soziologie des Parteiwesens. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94285-8_2
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Online ISBN: 978-3-531-94285-8
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