Biologisch-funktionale Perspektiven auf Gewalt in häuslichen Beziehungen

Zusammenfassung

Biologisch-funktionale Erklärungsansätze werden aus der Perspektive verschiedener Teildisziplinen des evolutionsbiologischen Diskursfeldes wie z.B. der Soziobiologie, der Evolutionspsychologie oder der vergleichenden Primatologie formuliert. Durch jede dieser Teildisziplinen wird ein Schwerpunkt im Rahmen einer biologisch-funktionalen Perspektive auf Verhalten betont. So stehen aus der Perspektive der Evolutionspsychologie kognitive Verarbeitungsmechanismen, die sich im Zuge der menschlichen Stammesgeschichte herausgebildet haben und bei der Generierung von Verhaltensweisen in Abhängigkeit von Umweltbedingungen eine entscheidende Rolle spielen, im Fokus (vgl. z.B. Buss 2004; Barrett et al. 2002). Im Fokus der vergleichenden Primatologie stehen Gemeinsamkeiten (vgl. z.B. Hrdy 2002) und Differenzen (vgl. z.B. Hrdy 2010) zwischen Verhaltensstrategien menschlicher und nichtmenschlicher Primaten. Den unterschiedlichen Teildisziplinen ist gemeinsam, dass sie auf dem Paradigma einer genzentrierten Fitnessmaximierung (siehe Kapitel 1.2.3) basieren. Im Folgenden wird dargestellt, welche Erklärungsansätze für gewalttätiges Verhalten in häuslichen Beziehungen im biologisch-funktionalen Diskurs gegeben werden und welchen Beitrag hierzu unterschiedliche Teildisziplinen des evolutionsbiologischen Diskurses leisten.