Zusammenfassung
Nach der Fragebogenkonstruktion geht es in diesem Abschnitt um das Interview als soziale Situation, in der ein Befragter und Interviewer in unterschiedlichen Rollen aufeinandertreffen. Was haben sie für Vorstellungen voneinander? Welche Einschätzungen entwickeln sie zur Interviewsituation? Was hat dies alles für Auswirkungen auf das Ergebnis der Befragung? Dass ganz offensichtlich Auswirkungen zu erwarten sind, wurde bereits in Kap. 5.4 unter dem Punkt Antwortverzerrungen angedeutet, die hier noch einmal zur Sprache kommen werden. Generell muss man davon ausgehen, dass die Befragung als Methode empirischer Sozialforschung ein reaktives Verfahren ist, in welchem die befragte Person auf die Situation und die Befragung selbst reagiert, also in ihrem (Antwort-)Verhalten vom Untersuchungsinstrument beeinflusst wird.
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Notes
- 1.
Detaillierte Informationen zu dem Thema bieten z. B. Noelle-Neumann und Petersen (2005).
- 2.
Wer allerdings schon einmal selber um ein Interview gebeten wurde, merkt schnell, dass diese Vorgaben manchmal nicht der Realität entsprechen. Aus Kostengründen wird gespart, und das geht am einfachsten bei den Personalkosten. Wenige Interviewer machen viele Interviews.
- 3.
Im Folgenden gehen wir besonders auf die face-to-face-Situation ein.
- 4.
Vgl. Laatz (1993). Man muss sich vor Augen halten, dass derartige Befunde das Resultat des wissenschaftlichen Forschungsprozesses in seiner zeitlichen Entwicklung sind. Dass es Interviewereffekte gibt, weiß die Forschung nicht von Beginn an. Erst die Auseinandersetzung mit intersubjektiv nachvollziehbaren Ergebnissen aus Befragungen, die Wiederholung eines schon vorliegenden Forschungsdesigns, die unter Umständen plötzlich ganz andere Ergebnisse zu Tage fördert, schärft den wissenschaftlichen Blick auf Randbedingungen, die zuvor nicht berücksichtigt wurden. Man erinnere sich deshalb noch einmal an das Einstiegskapitel, in dem die Problematik der empirischen Sozialforschung dargestellt wurde: Der Grund, weshalb empirische Untersuchungen so transparent wie möglich sein sollten, wird an dieser Stelle noch einmal deutlich: Man erhält als Forscher die Chance, bisher unbekannte Effekte festzustellen und sie beim nächsten Mal kontrolliert in die Untersuchung einbauen zu können – wie zum Beispiel Interviewereffekte. Dieser Prozess der Verfeinerung der Messinstrumente, der Kontrolle der Erhebungssituation etc., ist dynamisch.
- 5.
Dies wird in empirischen Abschlussarbeiten oftmals vernachlässigt, ist aber ein wichtiges Qualitätskriterium für die Ergebnisdarstellung.
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Brosius, HB., Haas, A., Koschel, F. (2012). Befragung III: Das Interview – Interviewer und Befragte. In: Methoden der empirischen Kommunikationsforschung. Studienbücher zur Kommunikations- und Medienwissenschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94214-8_7
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