Zusammenfassung
Dass die Rezeption Kants im Kontext der Theoriendebatte in den Internationalen Beziehungen überwiegend und unverändert verkürzt ausfällt, wurde zuletzt etwa von Beate Jahn und Oliver Eberl moniert. Die vorliegende Publikation versuchte deswegen zu demonstrieren, dass dieser Umstand tatsächlich als ein Manko anzusehen ist und Kants Friedensschrift für die einschlägigen Debatten weit mehr zu bieten hat, als es bislang offenbar wahrgenommen wird. Im Zuge dessen wurde gezeigt, wie sich auf Basis einer pointierten Lesart des Ewigen Frieden die traditionell bestehenden Grenzen der politikwissenschaftlichen Teildisziplinen im Dienst einer ideengeschichtlich fundierten Theoriebildung im Bereich der Internationalen Beziehungen überwinden lassen. Die konzise Rekonstruktion der Friedensschrift als dynamischer Realisierungsprozess des internationalen Rechts vor dem Hintergrund einer synchronen Übersetzung der kantischen Argumente in den Subtext zentraler Paradigmen der IB vermochte sowohl die Pfadabhängigkeit rationalen Verhaltens in der Arena der internationalen Politik als auch das doppelte Ergänzungsbedürfnis des (neo-)institutionalistischen Paradigmas zu verdeutlichen. Mit Kant gestaltet sich die angestrebte Überwindung der internationalen Anarchie (sowie des provisorischen Anwendungsbereichs realistischer Prämissen) als ein komplexes Unterfangen, das die unter der Annahme kollektiver Rationalität deduzierbare Kooperationsbereitschaft der einschlägigen Akteure und Entscheidungsträger mit den subjektiven (bzw. innenpolitischen) Präferenzbildungsprozessen und -mechanismen sowie dem erhöhten Bedarf an normativen Impulsen und Bezugsgrößen verknüpft. Die vorgeschlagene Interpretation der Friedensschrift als (mögliche) Synopse von konkurrierenden Theorieschulen in den IB reflektiert wie gesehen zahlreiche Einsichten, die aus der „konstruktivistischen Wende“ in der aktuellen Debatte resultieren. Denn schon die theoretische Perspektive Kants legt ein besonderes Augenmerk auf den globalen politischen Gestaltungsraum, den es gegen alle systemischen Scheinzwänge zu verteidigen gilt.
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© 2012 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
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Hidalgo, O. (2012). Schlussbemerkung. In: Kants Friedensschrift und der Theorienstreit in den Internationalen Beziehungen. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94204-9_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-94204-9_6
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-18477-7
Online ISBN: 978-3-531-94204-9
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