Spieltheoretische Simulationen und Bounded Rationality

Zusammenfassung

Das Gesetzgebungsverfahren des Finanzmarktstabilisierungsgesetzes wird als Fallbeispiel genommen, um die Potentiale und Grenzen von zwei sehr verschiedenen Ansätzen für die Simulation von Entscheidungsprozessen auszuloten: Mit spieltheoretischen Methoden wird zunächst eine Ergebnissimulation durchgeführt, die anschließend durch eine Prozesssimulation auf Basis der Annahmen „begrenzter Rationalität“ (Bounded Rationality) ergänzt wird. Während Spieltheorie häufig als szientistisch gilt und dem Vorwurf ausgesetzt ist, ihre Modelle würden bloß die eigenen abstrakten Grundannahmen bestätigen, gelten Methoden der Policy-Analyse, die sich wie z. B. Multiple Streams an Bounded Rationality ausrichten, häufig als ungeeignet, um eine Prognosewirkung entfalten zu können, da Komplexität, Zufall und Kontingenz bestimmende Faktoren bleiben. Im Folgenden soll gezeigt werden, dass sich aus einer pragmatistischen Sicht heraus (vgl. Schubert 2003) keiner dieser Vorwürfe halten lässt. Vielmehr kann die Prozessanalyse in der Policy-Forschung von dem hohen Grad der Formalisierung in der Spieltheorie profitieren, während umgekehrt mathematisch hergeleitete Ergebnisprognosen durch die Analyse der zugrunde liegenden Prozesse deutlich an Nachvollziehbarkeit und empirischer Exaktheit gewinnen.