Zusammenfassung
Frühe Diagnostik und Prognosen jugendlicher Entwicklungsverläufe, die von wiederkehrenden, im Hellfeld registrierten Straftaten gekennzeichnet sind, gaben der kriminologischen Forschung zu mehrfacher Straffälligkeit bislang immer wieder neuen Antrieb (vgl. Naplava 2008: 193). Im Zuge dessen wurden in der angewandten Kriminologie zahlreiche diagnostische und prognostische Verfahren für jugendliche Straftäter entwickelt. Bei der Erstellung von Individualprognosen sind Merkmale wie Schulbiographie, Berufsausbildung, familiale Bindungen sowie die Häufigkeit, die Vielfalt und die Verschiedenartigkeit der Straftat und das Alter bei offizieller Straffälligkeit bedeutsam (vgl. Horstkotte 1999: 611; Lösel 1998: 34). Solche und andere Merkmale aus vergangenen sowie aktuellen Lebenssituationen sollen diagnostiziert und interpretiert werden, um eine Einschätzung über zukünftiges (Legal-)Verhalten treffen zu können. Bei Bedarf werden zudem Gutachten u.a. der Jugendhilfe sowie der forensischen Medizin für jene Personen hinzugezogen.
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Hußmann, M. (2011). Diagnose und Individualprognose als Kernproblem des Umgangs mit Jugendkriminalität. In: Dollinger, B., Schmidt-Semisch, H. (eds) Handbuch Jugendkriminalität. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94164-6_22
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