Zusammenfassung
Der Begriff der nachhaltigen Entwicklung ist so schillernd wie schwammig. Einerseits wird er als Leerformel verdammt, andererseits erfreut er sich nach wie vor einer großen Beliebtheit. Autoren die auf die Verwendung dieses Begriffs verzichten, gebrauchen stattdessen meist Formulierungen wie dauerhaft umweltgerecht oder zukunftsfähig. Diese Umschreibungen geben Hinweise auf ein Kernelement nachhaltiger Entwicklung: den schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen und der Umwelt insgesamt, der zugleich den Bedürfnissen kommender Generationen Rechnung trägt. Seltener wird dagegen auf den anderen Bestandteil nachhaltiger Entwicklung Bezug genommen: die intrageneratio-nale Gerechtigkeit, die auf globale Armutsbekämpfung und eine gerechtere Verteilung von Profiten und Lasten zwischen den Völkern und Staaten der Gegenwart abzielt. Zudem verändert sich meist das Verständnis von Nachhaltigkeit mit zunehmender Entfernung vom internationalen Kontext. Je stärker es um die Lösung von praktischen Problemen vor Ort geht, desto weiter scheint sich der Nachhaltigkeitsbegriff von der ursprünglichen Definition zu entfernen – die Forderung eines ‚globalen Denkens‘ verhallt ungehört. Auf nationaler Ebene wird in Deutschland unter nachhaltiger Entwicklung meist eine ökologisch, ökonomisch und sozial integrierte Perspektive verstanden, die Aspekte der Generationen- und Verteilungsgerechtigkeit treten demgegenüber in den Hintergrund. Wenn es schließlich um speziellere Themen wie etwa die nachhaltige Entwicklung von Unternehmen oder von Kommunen geht, kann mitunter der Eindruck entstehen, es gehe nur noch um eine schönfärberische Etikettierung fast beliebiger Aktivitäten – völlig losgelöst von den Ursprungsgedanken des ‚Sustainable Development‘.
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Hopfner, K., Zakrzewski, P. (2012). Nachhaltige Quartiersentwicklung im Bestand. In: Drilling, M., Schnur, O. (eds) Nachhaltige Quartiersentwicklung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94150-9_2
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