Zusammenfassung
»Das, was man früher als deutsche Jugendbewegung bezeichnete, ist tot« (Schirach 1934, S. 13). Mit dieser Feststellung begann Reichsjugendführer Baldur von Schirach das erste Kapitel seines Buches Die Hitler-Jugend. Idee und Gestalt, das 1934 programmatisch die Ziele und Methoden der HJ-Erziehung fixierte. Zwar konzedierte er, dass »mancher Gedanke und die Lebensform der Jugendbewegung Voraussetzungen mitgeschaffen [haben], auf denen auch die HJ aufbaut«. Hierzu gehörte für ihn z.B. »die Idee der Selbstführung der Jugend, die Kampfansage gegen die Auffassungen der bürgerlichen Gesellschaft, [der] Willen zum Volkstum, zur Heimat und zur Kameradschaft«. Insgesamt jedoch war für ihn klar: Diese positiven Elemente stammten allesamt schon aus der Jugendbewegung der Vorkriegszeit. Von den Bünden der Nachkriegszeit, und dazu können hier angesichts der Fusionierungstendenzen von Jugend- und Pfadfinderbewegung (Deutsche Freischar, Großdeutscher Bund) auch die Pfadfinderverbände der Weimarer Republik gezählt werden, (vgl. z.B. Laue 2009, S. 76-91) wollte Schirach sich dagegen abgrenzen.
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Weinrich, A. (2012). Hitler-Jugend und Pfadfinderbewegung. Schnittmengen und Differenzen am Beispiel des Langemarck-Gedenkens. In: Conze, E., Witte, M. (eds) Pfadfinden. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94133-2_4
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Print ISBN: 978-3-531-18138-7
Online ISBN: 978-3-531-94133-2
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