Zusammenfassung
Empirische Analysen transnationaler Familiennetzwerke beziehen sich bislang vorwiegend auf Migranten asiatischer und lateinamerikanischer Herkunft. Die existierende Literatur fokussiert vor allem Nordamerika (Mexiko – USA), die Karibik, Asien (Singapur, Philippinen), Neuseeland und Australien. Wenn überhaupt Studien zum europäischen Raum vorliegen, so scheint nach einer ersten Durchsicht, dass sich die Studien auf skandinavische Länder (Schweden, Finnland etc.), und auf polnische Migranten in Deutschland konzentrieren. Für Europa sind bislang solche Untersuchungen für die Nachkommen der ehemaligen Gastarbeitergruppen nicht angestellt worden, obgleich Transnationalismus als soziales Phänomen pluri-lokaler Lebensweisen bei diesen Gruppen durchaus festgestellt wurde (für Italiener vgl. z. B. Martini 2001; für Griechen vgl. z. B. Apitzsch und Siouti 2008; für Portugiesen Fürstenau 2004). Die erste auf Deutschland bezogene Studie zu transnationalen Familien von Katharina Zoll (Zoll 2007), die sich auf wenige Fallstudien zu binationalen Paaren beschränkte, konstatierte, dass bislang nahezu keine Erkenntnisse aus Deutschland vorlägen (ebd. 14).
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Notes
- 1.
Das biographisch-narrative Interview mit Athina hat Irini Siouti im Rahmen ihrer Dissertationsforschung zur Entstehung von Transmigrationsformen bei der bildungerfolgreichen Nachfolgegeneration von Arbeitsmigranten geführt (Siouti 2011).
- 2.
Von Arlie Hochschild (2000) geprägter Begriff, der auf die transnationale Kette von Versorgungsbeziehungen verweist, die das Zurücklassen von Kindern im Herkunftsland generiert.
- 3.
Den Begriff des relationalen Raumes verwende ich hier in dem von Martina Löw erläuterten Sinn. Der relationale Raum basiert „sowohl auf Spacing-Prozessen, die vor allem in Form digitaler Vernetzung mit permanentem Informationsfluß und Datentransfer zutage tritt, aber auch auf Syntheseprozessen der beteiligten Akteure“ (Löw 2001, S. 159).
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Apitzsch, U. (2014). Transnationale Familienkooperation. In: Geisen, T., Studer, T., Yildiz, E. (eds) Migration, Familie und Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94126-4_2
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