Zusammenfassung
Stadt ist für Soziologen eine soziale Tatsache, die sich räumlich formt. Die soziale Tatsache, die in der europäischen Stadt räumliche Gestalt gewonnen hat, ist die bürgerliche Gesellschaft. Hans Paul Bahrdt (1998) hat auch seiner Definition von Stadt Merkmale der bürgerlichen Gesellschaft zugrunde gelegt: die Tendenz einer Polarisierung des gesamten gesellschaftlichen Lebens in eine öffentliche und eine private Sphäre, die sich als Polarität öffentlicher und privater Räume in der europäischen Stadt zur dominanten räumlichen Struktur ausgeformt hat. Bahrdt hat damit bewusst keine universell gültige Definition der Stadt vorgelegt, sondern die einer historisch spezifischen Ausprägung von Stadt: der europäischen Stadt der bürgerlichen Gesellschaft. Jede gesellschaftliche Formation schafft sich ihre besondere Stadt. Nur eines ist allen Städten gemeinsam: Städte können erst dann entstehen, wenn die in der Landwirtschaft tätige Bevölkerung mehr Lebensmittel herstellt, als sie für ihren eigenen Unterhalt benötigt. Alles städtische Leben begann somit als ein Schritt der Befreiung aus dem Naturzwang. Der erste Städter war der, der sich nicht mehr tagtäglich mit einer unkultivierten Natur ums eigene Überleben auseinandersetzen musste.
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Literatur
Bahrdt, Hans-Paul (1998): Die moderne Großstadt. Soziologische Überlegungen zum Städtebau. Opladen: Leske + Budrich
Meier, Christian (2009): Kultur um der Freiheit willen. Griechische Anfänge–Anfang Europas? München: Siedler
Siebel, Walter (Hg.) (2004): Die europäische Stadt. Frankfurt am Main: edition suhrkamp
Simmel, Georg (1903): Die Großstädte und das Geistesleben. In: Die Großstadt Jahrburch der Gehe- Stiftung zu Dresden Bd. IX, Dresden, 185–206
Weber, Max (1964): Die nicht-legitime Herrschaft (Typologie der Städte), in: Ders: Wirtschaft und Gesellschaft. Studienausgabe, zweiter Halbband. Köln-Berlin: Kiepenheuer & Witsch, 923–1033
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Siebel, W. (2012). Die europäische Stadt. In: Eckardt, F. (eds) Handbuch Stadtsoziologie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94112-7_10
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-94112-7_10
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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