Zusammenfassung
In historischer Perspektive bildete das heutige Saarland weder wirtschaftlich noch politisch (staatsrechtlich) ein geschlossenes Territorium. Bis 1947, als die erste Verfassung des Saarlandes entstand, konnte sich daher keine eigenständige verfassungsrechtliche Tradition entwickeln. Die territoriale Zugehörigkeit von Teilen des heutigen Saarlandes zur preußischen Rheinprovinz und zur bayerischen Rheinpfalz seit dem Wiener Kongress (1815) trug nicht dazu bei, eine Verfassungstradition zu stiften. Staatsrechtliche Bedeutung gewann das heutige Saarland mit dem Versailler Vertrag, der das „Saargebiet“ aus dem Deutschen Reich herauslöste, es erstmals zu einem geschlossenen politischen Territorium zusammenfasste und unter die Verwaltung des Völkerbundes stellte. Das am 10. Januar 1920 in Kraft getretene Saarstatut unterstellte das Saargebiet für 15 Jahre einer vom Völkerbund eingesetzten Regierungskommission, die exekutive und legislative Funktionen wahrnahm, während eine politische Mitwirkung der Bevölkerung nicht vorgesehen war. Der auf Drängen der Bevölkerung seit 1922 eingerichtete Länderrat, dem 30 gewählte Vertreter angehörten, hatte nur beratende Funktionen. In der mit dem Saarstatut von 1919 festgelegten Abstimmung über die völkerrechtliche Stellung des Saargebietes nach Ablauf von 15 Jahren sprach sich am 13. Januar 1935 die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung (90,4 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen) für den „Anschluss“ an das nationalsozialistische Deutschland aus, ohne mit diesem Votum die politische Einheit des „Saarlandes“ sichern und politische Selbstbestimmung erlangen zu können.
This is a preview of subscription content, log in via an institution.
Buying options
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Learn about institutional subscriptionsPreview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literaturverzeichnis
Brosig, Rudolph, 2001: Die Verfassung des Saarlandes. Entstehung und Entwicklung, Köln: Carl Heymanns Verlag KG.
Dingel, Frank, 1986a: Die Christliche Volkspartei des Saarlandes, in: Richard Stöss (Hrsg.), S. 719–765.
Dingel, Frank, 1986b: Die Demokratische Partei Saar, in: Richard Stöss (Hrsg.), S. 766–806.
Dingel, Frank, 1986c: Die Kommunistische Partei Saar, in: Richard Stöss (Hrsg.), S. 1852–1879.
Dingel, Frank, 1986d: Die Sozialdemokratische Partei des Saarlandes, in: Richard Stöss (Hrsg.), S. 2217–2240.
Fischer, Claus A. (Hrsg.), 1990: Wahlhandbuch für die Bundesrepublik Deutschland. Daten zu Bundestags-, Landtags- und Europawahlen in der Bundesrepublik Deutschland, in den Ländern und in den Kreisen 1946–1989, 2. Halbband, Paderborn: Schöningh.
Greß, Franz/Roland Huth, 1998: Die Landesparlamente. Gesetzgebungsorgane in den deutschen Ländern, Heidelberg: Hüthig.
Harig, Ludwig, 1990: Die neue saarländische Freude. Ein Lesebuch über die gute Art zu leben und zu denken, Frankfurt a.M.: Fischer Taschenbuch-Verlag.
Hrbek, Rudolf/Sabine Weyand, 1994: Betrifft: Das Europa der Regionen. Fakten, Probleme, Perspektiven, München: C.H. Beck.
Johne, Roland, 2000: Die deutschen Landtage im Entscheidungsprozeß der Europäischen Union. Parlamentarische Mitwirkung im europäischen Mehrebenensystem, Baden-Baden: Nomos.
Jung, Otmar, 1993: Daten zu Volksentscheiden in Deutschland auf Landesebene (1946–1992), in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 24. Jg., Heft 1, S. 5–13.
Jung, Otmar, 1994: Grundgesetz und Volksentscheid. Gründe und Reichweite der Entscheidungen des Parlamentarischen Rats gegen Formen direkter Demokratie, Opladen: Westdeutscher Verlag.
Kappmeier, Walter, 1990: Sozialstruktur und Wählerverhalten im Saarland, in: ders. (Hrsg.): Der saarländische Wähler, Saarbrücken: Verlag Rita Dadder, S. 17–77.
Kimmel, Adolf, 1985: Die saarländische Landtagswahl vom 10. März 1985. Zwei Verlierer, zwei Gewinner, ein Sieger oder: Der Wähler hat den Wechsel gewollt, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 16. Jg., Heft 3, S. 322–337.
Kimmel, Adolf, 1980: Die saarländische Landtagswahl vom 27. April 1980. Gefährdung der „bürgerlichen“ Koalition, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 11. Jg., Heft 2, S. 222–237.
Kimmel, Adolf, 1975: Die saarländische Landtagswahl vom 4. Mai 1975. Erosionen im sozial-liberalen Bündnis?, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 6. Jg., Heft 4, S. 498–508.
Krause, Peter, 1980: Verfassungsentwicklung im Saarland 1958–1979, in: Jahrbuch des öffentlichen Rechts der Gegenwart, N.F., Bd. 29, S. 393–466.
Landtag des Saarlandes, 2002: 12. Wahlperiode, hrsg. vom Präsidenten des Landtages des Saarlandes. 3. Aufl., Saarbrücken.
Landtag des Saarlandes, 2010: 14. Wahlperiode, hrsg. vom Präsidenten des Landtages des Saarlandes. 1. Aufl., Saarbrücken.
Laufer, Wolfgang, 1987: Eine Region in Bewegung. Bevölkerung und Siedlung im Prozeß der Industrialisierung, in: Klaus-Michael Mallmann/Gerhard Paul/Ralph Schock/Reinhard Klimmt (Hrsg.), Richtig Daheim waren wir nie. Entdeckungsreisen im Saarrevier 1815–1955, Berlin/Bonn: J.H.W. Dietz Nachf., S. 21–26.
Lösche, Peter, 1993: Kleine Geschichte der deutschen Parteien, Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer.
Loth, Winfried, 1979: [ohne Titel], in: Erich Voltmer (Hrsg.), Franz Josef Röder — ein Leben für die Saar, Dillingen, S. 98–132.
Mielke, Siegfried, 1971: Länderparlamentarismus, Bonn: Bundeszentrale für Politische Bildung.
Pfetsch, Frank R., 1986: Die Verfassung der westlichen Besatzungsmächte in den Ländern nach 1945. Oktroyierte Systemübertragung oder eigenständiger demokratischer Neubeginn?, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, 36. Jg., B 22, S. 3–17.
Plöhn, Jürgen, 1997: Saarland, in: Jürgen Hartmann (Hrsg.), Handbuch der deutschen Bundesländer, Bonn: Campus (Lizenzausgabe für die Bundeszentrale für Politische Bildung), S. 470–502.
Raich, Silvia, 1995: Grenzüberschreitende und interregionale Zusammenarbeit in einem „Europa der Regionen“. Dargestellt anhand der Fallbeispiele Großregion Saar-Lor-Lux, EUREGIO und „Vier Motoren für Europa“ — Ein Beitrag zum Europäischen Integrationsprozeß, Baden-Baden: Nomos.
Reutter, Werner, 2008: Föderalismus, Parlamentarismus und Demokratie. Landesparlamente im Bundesstaat, Opladen: Verlag Barbara Budrich.
Rudolf, Walter, 1997: Die Bedeutung der Landesparlamente in Deutschland, in: Detlef Merten (Hrsg.), Die Stellung der Landesparlamente aus deutscher, österreichischer und spanischer Sicht. Vorträge der Verwaltungswissenschaftlichen Arbeitstagung 1995 des Forschungsinstituts für öffentliche Verwaltung bei der Hochschule für Verwaltung Speyer, Berlin: Duncker & Humblot, S. 55–70.
Rütters, Peter, 2003: Daten zur Sozialstruktur des Saarländischen Landtags 1947 bis 1999, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 34. Jg., Heft 1, S. 95–115.
Rütters, Peter, 2005: Regierungsmitglieder im Saarland: Daten zu Sozialprofil, Rekrutierung und Amtsverlauf von Landespolitikern (1947 bis 2004), in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 36. Jg., Heft 1, S. 35–63.
Sander, Michael, 1987: Die Entstehung der Verfassung des Saarlandes, in: 40 Jahre Landtag des Saarlandes, hrsg. vom Präsidenten des Landtages des Saarlandes, Saarbrücken, S. 9–40.
Sander, Michael, 1992: Die Verfassung des Saarlandes: Politische Planung und politischer Erfolg Frankreichs, in: Rainer Hudemann/Raymond Poidevin (Hrsg.), Die Saar 1945–1955. Ein Problem der europäischen Geschichte, München: R. Oldenbourg, S. 236–252.
Sandschneider, Eberhard, 1990: Die saarländische Landtagswahl vom 28. Januar 1990: Ein Sieg der SPD ohne bundespolitische Signalwirkung, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 21. Jg., Heft 3, S. 418–429.
Schindler, Peter, 1999: Datenhandbuch zur Geschichte des Deutschen Bundestages 1949 bis 1999, Bd. 1, Baden-Baden: Nomos.
Schneider, Herbert, 1979: Länderparlamentarismus in der Bundesrepublik, Opladen: Leske + Budrich.
Schönfeldt, Rolf, 1986: Die Deutsche Friedens-Union, in: Richard Stöss (Hrsg.), S. 848–876.
Stöber, Robert, 1952: Die Saarländische Verfassung vom 15. Dezember 1947 und ihre Entstehung. Sitzungsprotokolle der Verfassungskommission, der Gesetzgebenden Versammlung des Saarlandes (Landtag) und des Verfassungsausschusses, Köln: Comel-Verlag.
Stöss, Richard (Hrsg.), 1986: Parteien-Handbuch. Die Parteien der Bundesrepublik Deutschland 1945–1980, 4 Bde. (Sonderausgabe), Opladen: Westdeutscher Verlag.
40 [Vierzig] Jahre Landtag des Saarlandes, hrsg. vom Präsidenten des Landtages des Saarlandes, Saarbrücken 1987.
Weixner, Bärbel Martina, 2002: Direkte Demokratie in den Bundesländern. Verfassungsrechtlicher und empirischer Befund aus politikwissenschaftlicher Sicht, Opladen: Leske + Budrich.
Wendt, Rudolf/Roland Rixecker, 2009: Verfassung des Saarlandes. Kommentar, hrsg. von den Mitgliedern des Verfassungsgerichtshofs des Saarlandes, Saarbrücken: Verlag Alma Mater.
Wenner, Ulrich, 1986: Sperrklauseln im Wahlrecht der Bundesrepublik Deutschland, Frankfurt a.M.: Verlag Peter Lang.
Winkler, Jürgen R., 1995: Die saarländische Landtagswahl vom 16. Oktober 1994: Bestätigung der SPD-Mehrheit, Debakel der FDP, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 26. Jg., Heft 2, S. 249–261.
Winkler, Jürgen R., 2000: Die saarländische Landtagswahl vom 5. September 1999: Die CDU erhält die Macht zurück, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 31. Jg., Heft 1, S. 28–42.
Winkler, Jürgen R., 2005: Die saarländische Landtagswahl vom 5. September 2004: vom Zweizum Vierparteiensystem mit einer dominanten CDU, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 36. Jg., Heft 1, S. 19–35.
Winkler, Jürgen R., 2010: Die saarländische Landtagswahl vom 30. August 2009: Auf dem Weg nach Jamaika, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 36. Jg., Heft 2, S. 339–355.
Woyke, Wichard, 2000: Landtage, in: Uwe Andersen/Wichard Woyke (Hrsg.), Handwörterbuch des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland. 4. völlig überarb. und akt. Aufl., Bonn: Leske + Budrich (Lizenzausgabe für die Bundeszentrale für Politische Bildung), S. 364–366.
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 2012 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
About this chapter
Cite this chapter
Rütters, P. (2012). Landesparlamentarismus — Saarland. In: Mielke, S., Reutter, W. (eds) Landesparlamentarismus. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94073-1_13
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-94073-1_13
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-18362-6
Online ISBN: 978-3-531-94073-1
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)