Zusammenfassung
Klaus Beck hat sich über viele Jahre in wissenschaftlich fundierter Weise mit der Frage der Wertentwicklung im Jugendalter beschäftigt. Insbesondere seine Forschungsarbeiten im Rahmen des DFG-Schwerpunktprogramms „Lehr-Lern-Prozesse in der kaufmännischen Erstausbildung“ von 1994-1999 haben nicht nur traditionelle Denkweisen infrage gestellt, sondern auch viele Erkenntnisse zur Differenzierung der Werterziehung gebracht (Beck, Bienengräber, Mitulla & Parche-Kawik 2001). Von besonderem Interesse bei diesem Forschungsprojekt sind Befunde, welche popularisierte didaktische Empfehlungen aus der herkömmlichen Forschung kritisch hinterfragen und neue Akzente setzen. Für diesen Beitrag wird – gezielt im Ausblick auf neue Anstöße für die Didaktik – auf die folgenden Erkenntnisse von Klaus Beck eingegangen: An einem Stufenkonzept, wie es ursprünglich von Kohlberg (1976/1996) entwickelt wurde, kann festgehalten werden, selbst wenn gewisse Modifikationen notwendig sind. Auch die Vorstellung, die moralische Entwicklung werde weitgehend durch Stimulationsgehalte der sozialen Interaktion beeinflusst, behält ihre Gültigkeit. Allerdings lässt sich die Idee der strukturierten Ganzheit von Werten nicht mehr halten, sondern es ist davon auszugehen, dass moralische Denkfertigkeiten bereichsspezifisch erworben und entwickelt werden. Wahrscheinlich entwickeln Menschen im Hinblick auf Sollensfragen spezifische Denkfähigkeiten, die an bestimmte Inhaltsbereiche gebunden sind. Deshalb vermutet Beck, dass neue moralische Probleme von den Lernenden zunächst dahingehend geprüft werden, ob sie bestimmten bestehenden Werte-(Inhalts-)Bereichen zugeordnet werden können, um danach den dort geltenden moralischen Standards unterworfen zu werden. Auf diese Weise lassen sich auch Regressionen als ein Zurückgehen auf niedrigere Stufen der moralischen Reflexion erklären, indem in einer Entscheidungssituation eine Lockerung der emotionalen Bindung an die höhere zugunsten einer Verpflichtung an die tiefere Entwicklungsstufe bedeuten kann. Damit dürfte die Auffassung von Kohlberg einer homogenen Urteilsbildung auf ein und derselben Stufe hinfällig werden und moralische Standards bereichsbezogen progressiv und regressiv durch soziale Umgebungsbedingungen beeinflusst werden (Beck et al. 2001, 155, 158, 159).
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Literatur
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Dubs, R. (2011). Didaktik der Betriebswirtschaftslehre: Der gesellschaftliche Beitrag des Unterrichts in Betriebswirtschaftslehre an Wirtschaftsschulen. In: Zlatkin-Troitschanskaia, O. (eds) Stationen Empirischer Bildungsforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94025-0_11
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