Zusammenfassung
Aktuelle wissenschaftliche Debatten verweisen auf die zentrale Bedeutung von Schule für die (soziale) Quartierentwicklung und damit für die gesellschaftliche Integration von Kindern und Jugendlichen: In der Grund- oder Primarschule1 scheinen sich die sozialen Verhältnisse des Quartiers zu spiegeln, worauf bspw. die aktuellen Stadtentwicklungsdebatten verweisen. Um die Zukunft ihrer Kinder zu sichern, ziehen einheimische Mittelschichtseltern deshalb möglichst noch vor Beginn der obligatorischen Schulzeit aus sozial belasteten Stadtteilen, die bspw. einen hohen Migranten- bzw. Migrantinnenanteil oder eine besondere sozial-strukturelle Belastung aufweisen, weg, da sich am Ort Schule – solange der Schuleinzugsbereich für die Grundschule wohnungsnah festgelegt ist – „Zwangskontakte ergeben“ und sich „die unterschiedlichen ethnischen und sozialen Gruppen der Kommunikation und Begegnung nicht ausweichen können“ (Häußermann 2009, S. 243). Durch die damit verbundenen sozialen Entmischungs- und Homogenisierungstendenzen verstärkt sich dieser (negative) Zusammenhang von Quartier und Schule, was insbesondere in den Migrations- und Bildungsdiskussionen problematisiert wird (Gestring/Janssen/Polat 2006; Trenkler 2010). Gleichzeitig bildet aber die Schule eine wichtige Infrastruktur und Ressource – gerade für als benachteiligt beschriebene Stadtteile. Oftmals stellen die Schule und ihr Gelände die einzigen Flächen für Spiel und Sport in der Freizeit und einen zentralen Treffpunkt für Quartieraktivitäten (Nachbarschaftstreff, Kurse, Versammlungen u.ä.) dar. Neben dieser informellen Bedeutung ist Schule aber auch als formeller Bildungsort zentral. Darüber hinaus gelingt es von der Schule aus verschiedene Bildungsorte miteinander zu verknüpfen, indem bspw. über die Elternarbeit in der Schule insbesondere die Mütter erreicht werden (Fürstenau/ Gomolla 2009b). Deshalb verweist die soziale Stadtentwicklungsdiskussion darauf, dass die Schule einen zentralen Stellenwert in der Quartieraufwertung innehat, indem bspw. darüber das „soziale Miteinander“ (diskutiert als Soziales Kapital oder Bürgerschaftliches Engagement) gestärkt werden kann. Dies scheint jedoch nur dann zu gelingen, wenn sich Schule zum Quartier hin öffnet und mit anderen Akteurinnen (bspw. der Sozialen Arbeit) im Sinne eines Netzwerkes oder einer „Bildungslandschaft“ agiert, wie bildungs- und erziehungswissenschaftlichen Diskussionen dies jüngst unterstreichen (Bollweg/ Otto 2011). Betonen die unterschiedlichen Fachdebatten, die meist parallel laufen und sich wenig aufeinander beziehen, jeweils unterschiedliche Aspekte des Quartier-Schul-Zusammenhangs (zu den unterschiedlichen Diskussionen des Quartier-Schul-Zusammenhangs siehe ausführlich Kapitel 2), so scheint man sich erstmal einig zu sein: Schule nimmt eine zentrale Rolle sowohl bei der Quartierentwicklung wie auch bei Integrationsfragen insbesondere für benachteiligte junge Menschen ein.
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Fritsche, C., Rahn, P., Reutlinger, C. (2011). Die ambivalente Bedeutung von Schule in städtischen Quartieren – Ausgangslage und Hintergrund des Projektes „Sozialraum Schule“. In: Quartier macht Schule. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94019-9_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-94019-9_1
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-17697-0
Online ISBN: 978-3-531-94019-9
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