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Renaissance des Antizionismus in neuen linken Bewegungen?

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Zusammenfassung

Der antizionistische Kurs innerhalb der Linken, der seit dem Sechs-Tage-Krieg von 1967 zum linken Mainstream gehörte, hat zwar spätestens seit den 1990er Jahren – im Nachgang zum zweiten Golfkrieg, als es innerhalb der Linken zu einer verstärkten Auseinandersetzung über latent vorhandnen Antisemitismus in den eigenen Reihen kam – zunächst an Radikalität eingebüßt, verschwunden ist er im linken Theoriebild indes nicht. Im Gegenteil: Nach wie vor hat der Antizionismus im linken Denken Konjunktur. Im Zuge der zweiten Intifada (ab 2000) und dem Libanonkrieg 2006 (und 2009) gerät die antizionistische Agitation vermehrt auf die außenpolitische Agenda von links. Über den Antizionismus konnten erneut antisemitische Stereotype Einzug in linke Vorstellungswelten erhalten. DKP-nahe Zeitungen wie junge Welt, Neues Deutschland und Unsere Zeit verdeutlichen mit ihren antizionistischen Beiträgen eine anhaltende Virulenz antiimperialistischer Denkstrukturen in der (extremen) Linken. Besonders das einstige DDR-Jugendblatt junge Welt knüpft scheinbar nahtlos an einen SEDAntizionismus früherer Jahre an. Insofern ist „die Diktion des Blattes (…) fast deckungsgleich mit jener antizionistisch-antiimperialistischen Rhetorik des damaligen, die Staatsdoktrin der DDR vertretenden SED-Parteiorgans Neues Deutschland, das das Leitmedium der DDR-Presse war“. Aber auch gemäßigtere, links-liberalere Medien taten und tun sich oftmals schwer, einen israelkritischen Ton anzuschlagen, der nicht die Grenze zum Antisemitismus überschreitet. Offenbar haben nicht wenige der dem Antizionismus anhängenden 1968er ihr antiimperiales Weltbild beim viel zitierten Marsch durch die Institutionen nicht ablegen können und es in die Mitte der Gesellschaft zu tragen vermocht. Die Antisemitismusforscherin Juliane Wetzel kommt diesbezüglich zu dem Ergebnis: „In den letzten 15 bis 20 Jahren haben in Sprache und öffentlichem Diskurs zunehmend Topoi Eingang gefunden, die von der Linken geprägt sind. Dies gilt auch für antiamerikanische und antisemitisch/antizionistische Stereotypen, die im Mainstream rezipiert werden. Offen anti-israelische Ressentiments zu verbreiten ist nicht länger nur ein Terrain der extremen Linken, sondern gehört zum Standardrepertoire des öffentlichen Diskurses in ganz Europa.“

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© 2011 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH

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Stein, T. (2011). Renaissance des Antizionismus in neuen linken Bewegungen?. In: Zwischen Antisemitismus und Israelkritik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94002-1_5

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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