Zusammenfassung
Der Mensch lebt in einer intersubjektiven kulturellen Lebenswelt, die zu einem großen Teil über Erzählen und Erzählungen hergestellt, bewahrt und weiterentwickelt wird (vgl. Schapp 1953; Polkinghorn 1988; Bruner 1987, 1991; Engelhardt 2006). Im Erzählen wird das Wissen über die Welt vermittelt, werden individuelle und kollektive Erfahrungen bewahrt und weitergegeben, werden existentielle Lebensprobleme und deren Lösungen behandelt, werden Vergangenheit und Zukunft in die Gegenwart hinein geholt, erfolgen Sinnsuche und Sinngebung, werden Phantasie- und Traumwelten, Angst- und Hoffnungswelten entworfen und das Nicht-Erfahrbare erfahrbar gemacht. Die Teilnahme an der erzählenden und erzählten kulturellen Lebenswelt setzt die doppelte kulturelle Kompetenz des produktiven (mündlichen und schriftlichen) Erzählens und des rezeptiven Zuhörens und Lesens voraus und bildet sie zugleich aus.
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Engelhardt, M.v. (2011). Narration, Biographie, Identität. In: Hartung, O., Steininger, I., Fuchs, T. (eds) Lernen und Erzählen interdisziplinär. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-93478-5_3
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