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Internationale Organisationen

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Die Außenpolitik der USA
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Zusammenfassung

Das Verhältnis der Vereinigten Staaten zu internationalen Organisationen und Institutionen wird von wissenschaftlichen Beobachtern übereinstimmend als ambivalent, paradox und widersprüchlich charakterisiert. Auf der einen Seite engagierten sich die USA und amerikanische zivilgesellschaftliche Organisationen in besonderer Weise zugunsten der Gründung und Stärkung internationaler Organisationen und amerikanische Regierungen drückten gleich drei Nachkriegsordnungen einen multilateralen Stempel auf. Auf der anderen Seite blieb das Verhältnis der USA zu internationalen Organisationen skeptisch und gestaltete sich zeitweise geradezu feindlich. Dem System kollektiver Sicherheit in Form des Völkerbundes, maßgeblich inspiriert von Präsident Woodrow Wilson, traten die USA gar nicht bei. Die Einrichtung der internationalen Handelsorganisation, die nach den Plänen Präsident Trumans zum Kernstück der Nachkriegsordnung im wirtschaftlichen Bereich werden sollte, lehnte der amerikanische Kongress ab. Und die von Präsident George H. Bush 1991 ausgerufene Neue Weltordnung geriet schon unter seinem Nachfolger in die Krise. Im Laufe der 1990er Jahren spitzte sich die Kritik an internationalen Organisationen sowie dem außenpolitischen Leitbild des Multilateralismus immer weiter zu und kulminierte während der ersten Amtszeit Präsident George W. Bushs mit der Kündigung eines zentralen Vertrages der Rüstungskontrolle und der Kampfansage an andere multilaterale Abkommen. Erst während der Präsidentschaft Obamas entwickelten die USA wieder ein konstruktiveres Verhältnis zu internationalen Organisationen, auch wenn der scheidende Präsident eher von Partnerschaften als von Multilateralismus spricht. Im Folgenden werden im ersten Schritt das ambivalente Verhältnis der USA zu internationalen Organisationen etwas eingehender beschrieben und im zweiten Schritt verschiedene Erklärungen des amerikanischen Verhaltens vorgestellt. Mögliche Erklärungen nehmen zum einen auf externe Faktoren und hier insbesondere die Machtposition der USA Bezug, zum anderen auf interne Faktoren wie den amerikanischen Exzeptionalismus, die Präferenzen von Wählern und Interessengruppen und die Struktur des politischen Systems.

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Notes

  1. 1.

    Beispielsweise bekennt sich die EU in ihrer Sicherheitsstrategie zu einem „wirksamen multilateralen System“ und dem Ziel, „eine stärkere Weltgemeinschaft, gut funktionierende internationale Institutionen und eine geregelte Weltordnung zu schaffen“ (Rat der EU 2003, S. 9).

  2. 2.

    Ein Indikator hierfür ist, dass die amerikanische Regierung im Jahre 2010 Mitarbeiter in über 130 Organisationen entsenden darf (vgl. U. S. Department of State 2010).

  3. 3.

    Zur Problematik der internen Bindungskraft unterschiedlicher internationaler Abkommen aus monistischer und dualistischer Sicht des internationalen Rechts vgl. Dorf (2016).

  4. 4.

    Zur Blockadeanfälligkeit des amerikanischen politischen Systems als Ursache des amerikanischen Unilateralismus vgl. Thimm (2016).

  5. 5.

    Zum europäischen Umgang mit dem amerikanischen Unilateralismus vgl. Fehl (2012).

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Weiterführende Literatur

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  • Luck, E. (1999). Mixed Messages. American Politics and International Organization 1919–1999. Washington D. C.: Brookings. (Immer noch das Standardwerk über das Verhältnis der Vereinigten Staaten zu den Vereinten Nationen und dem Völkerbund. Luck stellt bei seinen Betrachtungen den amerikanischen Exzeptionalismus in den Vordergrund.)

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  • Fehl, C. (2012). Living with a Reluctant Hegemon. Explaining European Responses to US Unilateralism. Oxford: Oxford University Press. (Dieser Beitrag schildert die Hintergründe des unilateralen Handelns der USA in ausgewählten Sachbereichen und analysiert die europäischen Reaktionen.)

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  • Thimm, J. (2016). The United States and Multilateral Treaties. A Policy Puzzle. Boulder: First Forum Press. (Der Band beleuchtet die amerikanische Position zu Menschenrechts- und Rüstungskontrollabkommen und rückt die Blockadeanfälligkeit des amerikanischen politischen Systems als Erklärung für die ambivalente Politik ins Zentrum.)

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Dembinski, M. (2017). Internationale Organisationen. In: Jäger, T. (eds) Die Außenpolitik der USA. Studienbücher Außenpolitik und Internationale Beziehungen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-93392-4_10

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