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Das Paradoxe der Gewalt

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Gewaltspiralen
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Zusammenfassung

Auf der Suche nach einer Theoriestelle für Eskalationsprozesse waren wir auf die Figur der Wechselwirkung gestoßen, wie sie in der frühen noch unmittelbar mit philosophischen Fragen der Vergesellschaftung des Menschen befassten Soziologie im Anschluss an Georg Simmel auftaucht. Diese Figur sperrt sich gegen jene in die Anfänge eingebaute soziologische Theorieintention, das Soziale als moralischen Vorzugswert plausibel zu machen, da friedliche, konfliktive und selbst kriegerische Formen der Vergesellschaftung als Modi des Sozialen vom Aspekt der sozialen Konstitution des Menschen aus gesehen äquivalent sind. Der hier anvisierte nichtgegenständliche, aber um der empirischen Anamnese willen zu vergegenständlichende Bereich der Wechselwirkung war schon sehr viel früher in den kriegsphilosophischen Überlegungen Carl von Clausewitz' als immanente Eskalationstendenz der Gewalt, der Furcht und der Macht präzisiert worden. Der für dieses Kapitel wichtige Fokus liegt auf der Differenz von Ereignis und Struktur. Die Ausnahmesituation des Krieges zwingt den Handelnden zur Entscheidung im Angesicht stets präsenter Todesgefahr. Dabei rührt das Empfinden, keine rechte Zeit zum abwägenden Urteilen und Entscheiden nach reiflicher Überlegung zur Verfügung zu haben, aus der Unbeobachtbarkeit einer Gegenwart, die als reversibel, als noch nicht abgeschlossen erfahren wird. Wo die Ereignisabfolge dicht gedrängt und unüberschaubar distanzloses Agieren aufnötigt, dort gibt es gewissermaßen nichts, an das angeschlossen werden könnte, weil anschlussfähig immer nur das gewesene, das abgeschlossene, schon zur Geschichte geronnene Ereignis ist, das sich in einen verstehbaren Zusammenhang eingeordnet hat. Wenn ein Ereignis zur Operation eines Systems geworden ist, so hat es aufgehört, ein bloßes Ereignis zu sein und hat sich amalgamiert mit jener Systemstruktur, die dem Ereignis einen Sinn zuweist oder abgewinnen lässt.

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© 2011 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH

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Brücher, G. (2011). Das Paradoxe der Gewalt. In: Gewaltspiralen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-93380-1_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-93380-1_3

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-18251-3

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