Zusammenfassung
Für die Demokratie des antiken Athen liegt die Notwendigkeit einer politischen Bildung auf der Hand, denn das demokratische Fundament des Gemeinwesens, der griechischen Polis, bildete der politische Diskurs in der Volksversammlung einerseits und andererseits die grundsätzliche Bereitschaft und Fähigkeit aller Vollbürger zur Übernahme eines politischen Amtes wenn das Los es so bestimmen sollte. Immerhin wurde fast jeder Athener mindestens einmal in seinem Leben zum Beamten, mancher auch zum Ratsherrn berufen (vgl. Bleicken 1995, S. 433). „[D]ie Bürger tauglich für das Leben in der Polis zu machen“ (Detjen 2007, S. 15), musste in besonderer Weise die Herstellung von politischer Mündigkeit bedeuten. Drei Schwerpunkte der griechischen Bildung sind zu nennen: erstens der Sportunterricht, zweitens der Grammatikunterricht, wobei die Übung im Lesen vor allem an den Epen von Homer vollzogen wurde und damit zugleich einer moralischen Bildung diente und drittens die musische Bildung, der Musikunterricht (vgl. Bleicken 1995, S. 428 ff.). Der Unterricht bei den umherreisenden Sophisten schloss an diesen Elementarunterricht an, ein Privileg, das nur den Söhnen aus wohlhabenden Familien vorbehalten war. Die Sophisten zeichnete die große Palette ihrer Interessengebiete aus, einige fühlten sich für alle Inhalte zuständig. Gleichzeitig ging es aber vorrangig um die angemessene Darstellung der Inhalte, was diese selbst zuweilen überdeckte, so dass sich die Reden der Sophisten in leeren Phrasen und Effekthascherei erschöpften. Sie gaben sich modern und unkonventionell und verstanden so ihre Lehren als praktische Hilfen zur Lebensbewältigung. So waren sie gleichermaßen bei der Jugend beliebt wie den konservativen athener Bürgern ein Gräuel. Die Sophisten verstanden sich vor allem auf die Kunst der Rhetorik, während die nachsokratischen Philosophen, wie etwa Isokrates und Platon stärker auf eine moralische Bildung, tugendhaftes Handeln, das Erkennen der Idee des Guten fokussierten (vgl. Christes/ Klein/Lüth 2006, S. 12 f.). Damit lässt sich die Kunst der Rhetorik, moralisches Handeln sowie die Herstellung von Gemeinsinn und gesellschaftlichem Zusammenhalt in vielen Zusammenhängen des öffentlichen Lebens als die Bestimmungsstücke einer durchaus auch politisch verstandenen Bildung im antiken Athen benennen.
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Leser, C. (2011). Politische Bildung – historischer Rückblick und aktuelle Entwicklungen. In: Politische Bildung in und durch Schule. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-93366-5_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-93366-5_2
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