Bildungsgerechtigkeit und Bildungsreform – Der Vorschuldiskurs in der Bundesrepublik Deutschland 1965-1976

Zusammenfassung

In meinem Beitrag möchte ich in der Frage nachgehen, in welcher Weise das Thema ‚Bildungsgerechtigkeit‘ im Zuge der Bildungsreformdebatten in der Bundesrepublik Deutschland in den 1960er und 1970er Jahren diskutiert wurde. Den institutionellen Rahmen bieten dabei Vorschule und Kindergarten, die in der historischen Bildungsforschung vor allem mit Blick auf die Frage, in welchem Zusammenhang Bildungsdiskurse und der Wandel von Bildungsinstitutionen stehen, bislang weitestgehend ausgeklammert wurden. Die Fragestellung, die meinen folgenden Ausführungen zugrunde liegt, richtet sich einerseits darauf, welche Konzepte von Bildungsgerechtigkeit in den Reformdebatten der 1960er und 1970er Jahren bedeutsam gewesen sind und welche dieser Konzepte auch innerhalb des Vorschuldiskurses Verwendung gefunden haben. Es wird zu zeigen sein, dass innerhalb des Vorschuldiskurses nicht nur ein anderer Schwerpunkt gesetzt wurde, was die theoretische und empirische Begründung von Bildungsgerechtigkeit betrifft, sondern dass auch mit Blick auf die Implementierung von Bildungsgerechtigkeit auf der Institutionenebene unterschiedliche Schlüsse aus den Reformdiskursen gezogen wurden.