Zusammenfassung
Leiharbeit boomt erneut. Hatten während der Finanz- und Wirtschaftskrise ab Herbst 2008 noch über 200.000 Leiharbeitende ihre Arbeitsplätze verloren, stellen die Verleihfirmen seit Sommer 2010 wieder vermehrt Arbeitskräfte ein. Nach nur wenigen Monaten des Aufschwungs ist das Vorkrisenniveau längst wieder erreicht, zum Jahreswechsel 2010/11 wurde zum ersten Mal die Eine-Million- Grenze überschritten. Wie die jüngsten Monatsberichte der Bundesagentur für Arbeit zeigen, kann keine andere Branche vergleichbare Beschäftigungszuwächse verzeichnen. Damit steht das Thema Leiharbeit zwangsläufig auch wieder auf den Tagesordnungen der Interessenvertretungen. In den Tarifauseinandersetzungen vieler Branchen müssen sich die Gewerkschaften fragen, ob sie die Leiharbeit zum Thema machen und wie die Interessen der Leiharbeitenden in die Verhandlungen einbezogen werden können. Zwar gelang es der IG Metall in der westdeutschen Stahlindustrie im Branchentarifvertrag ein Gleichstellungsgebot zu verankern (Handelsblatt, 01.10.2010); ob sich dieser Erfolg jedoch in anderen, zum Teil deutlich weniger profitablen Branchen wiederholen lässt, ist fraglich. In ähnlicher Weise sehen sich auch die betrieblichen Interessenvertretungen mit dem Thema „Leiharbeit“ konfrontiert.
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Holst, H., Matuschek, I. (2011). Sicher durch die Krise? Leiharbeit, Krise und Interessenvertretung. In: Haipeter, T., Dörre, K. (eds) Gewerkschaftliche Modernisierung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-93332-0_7
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