Zusammenfassung
Von ExpertInnen wird schon länger mit Sorge betrachtet und in der öffentlichen Wahrnehmung nach und nach registriert, dass psychische und vor allem depressive Erkrankungen zunehmen (Voß 2010, 27). Eine wachsende Zahl von Studien lässt das Ausmaß dieser Entwicklung erkennen. So geht etwa eine Metastudie der Bundespsychotherapeutenkammer (2010) von einer Verdoppelung psychisch bedingter beruflicher Fehltage seit 1990 aus. Der Gesundheitsreport 2011 der DAK Analyse weist ebenso auf diesen besorgniserregenden Trend hin (DAK 2011). Berufstätige fehlen dieser Studie zufolge immer häufiger aufgrund von Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen an ihrem Arbeitsplatz. Das bislang vor allem aus Sozialberufen bekannte Phänomen Burnout erlebt eine erstaunliche Verbreitung auch in anderen Arbeitsbereichen: im IT- und Kommunikationssektor, in der Unternehmensberatung, im Call Center oder Bildungsbereich (Voß 2010). Die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund psychischer Erkrankungen hat in den letzten zehn Jahren in Deutschland um rund 40 % zugenommen (Keupp/Dill 2010, 12).
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Literatur
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Jurczyk, K., Szymenderski, P. (2012). Belastungen durch Entgrenzung – Warum Care in Familien zur knappen Ressource wird. In: Lutz, R. (eds) Erschöpfte Familien. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-93324-5_3
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