Anthropologische Kriegstheorien: Theorie des intrakulturellen Krieges. Der Halbfeind

Zusammenfassung

Was ist der intrakulturelle Krieg? Welche Vorteile bringt er einer Kultur? Welche Nachteile hat er für den Krieg gegen andere Kulturen (den wferkulturellen Krieg)? Um diese Fragen zu beantworten, zeigt der vorliegende Beitrag zunächst die Genese des westlichen Kriegsrechtes aus einer zweifachen Relativierung des europäischen mittelalterlichen Rechtssystems (Kapitel 2 und 3). Durch dieses Kriegsrecht konnten Kriege geführt werden, ohne den Gegner zu verdammen - statt gegen einen barbarischen „Vollfeind“ kämpfte man in Europagegen christliche „Halbfeinde“. So konnten intrakulturelle Kriege auch als wichtige Innovationsbeschleuniger für die westliche Kultur wirken (Kapitel 4 und 5). Seit Ende des Ost- West-Konfliktes führt der Westen nun erstmals seit den Kreuzzügen wieder wferkulturelle Kriege. Das Problem ist heute, dass die westliche Kultur fest auf den intrakulturellen „Halbfeind“ eingestellt ist - es jedoch mit einem „Vollfeind“ zu tun hat, der überdies in inkompatiblen strategischen Räumen agiert (Kapitel 6).