Zusammenfassung
Alltägliche Phänomene schaffen es immer wieder, Soziologinnen und Soziologen in Erstaunen zu versetzen. Sich vom Alltäglichen erstaunen zu lassen, setzt voraus, dass auch Dinge überraschen, die scheinbar selbstverständlich und unhinterfragt sind. So konnte ich während einer vergangenen Berufstätigkeit erleben, wie sich der Alltag in einer Internetagentur in nur wenigen Jahren veränderte. Eine Euphorie des Neuen umgab noch im Jahr 2000 das Arbeitsfeld. Für die wenigen Agenturen stand viel „Spielgeld“ zum Experimentieren mit einem bis dahin kaum kommerziell genutzten Medium zur Verfügung. Diese Pioniere nahmen das Geld ihrer Kunden und experimentierten nicht nur mit dem Einsatz von HTML, sondern auch mit Arbeitsformen und Hierarchien. Grenzen der traditionellen Arbeitswelt verschwammen: Tag und Nacht, zu Hause und in der Arbeit, Chef und Praktikant. Mitzwanziger in Jeans und T-Shirt präsentierten ihre Webkonzepte vor Vorstandsmitgliedern börsennotierter Unternehmen und Frauen mit virtuellen Großkalibern „erschossen“ in Computerspielen ihre Kollegen. Mit dem Börsencrash und dem Vertrauensverlust in die New Economy blieb das „Spielgeld“ aus. Kunden wollten wissen, was ihre Investitionen brachten, Jeans wurden gegen Anzüge ausgetauscht, Stundenerfassungssysteme traten in Kraft und der nächste Projektleiter musste ein Mann sein. Dennoch hinterließen neue Gewohnheiten ihre kulturellen Spuren und wurden mit älteren Traditionen zu einem Gewebe verbunden, welches heute den Alltag in Internetagenturen ausmacht.
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© 2011 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
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Lengersdorf, D. (2011). Einleitung: Arbeit, Alltag, Ordnung. In: Arbeitsalltag ordnen. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-93291-0_1
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