Zusammenfassung
Klimaveränderung aus? Die Beantwortung dieser schlichten Frage stößt zunächst auf einen unerwarteten Sachverhalt: Sowohl in der wissenschaftlichen Literatur als auch in der öffentlichen Debatte wird der Klimawandel vor allem mit der klimaschädlichen Verbrennung von Öl, Kohle und Gas in Beziehung gebracht und zugleich ein zukunftsweisender Klimaschutz mit dem Umstieg auf erneuerbare Energien in Aussicht gestellt. Im bemerkenswerten Kontrast dazu findet unser „Essen“ – die menschliche Ernährung im weitesten Sinne – weit weniger mediale und wissenschaftliche Aufmerksamkeit. Weder in den zahlreichen Berichterstattungen noch auf den internationalen Treffen zum Klimawandel ist die globale Nahrungskrise ein zentrales und umfassend diskutiertes Thema. Dies ist umso erstaunlicher, wenn man sich klar macht, dass die Klimaveränderung die weltweite Nahrungsproduktion bereits nachweislich massiv beeinträchtigt. Durch die deutliche Preissteigerung von Grundnahrungsmitteln infolge der gegenwärtigen Wirtschafts- und Finanzkrise ist bereits jetzt die Zahl der unter Hunger und Unterernährung leidenden Menschen auf über eine Milliarde gestiegen. Die weltweite Nahrungsproduktion ist den negativen Folgen veränderter Klimaverhältnisse im besonderen Maße ausgesetzt. Doch das Nahrungssystem gehört nicht nur zu den größten und bedeutendsten Opfern des Klimawandels; die derzeitige Nahrungsproduktion ist auch einer der skrupellosesten Klimakiller und verdient mehr gesellschaftliche und wissenschaftliche Beachtung.
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Literatur
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Lemke, H. (2011). Klimagerechtigkeit und Esskultur – oder „Lerne Tofuwürste lieben!“. In: Ploeger, A., Hirschfelder, G., Schönberger, G. (eds) Die Zukunft auf dem Tisch. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-93268-2_11
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