Zusammenfassung
Das Thema Raum hat in den letzten Jahren Konjunktur erfahren. Der sogenannte „spatial turn“ (Bachmann-Medick 2007, Dünne/Günzel 2006, Döring/Thiemann 2008) brachte eine Vielzahl räumlicher Analysen hervor und rief Re-Analysen raumtheoretischer Konzepte auf den Plan. Diesen liegen unterschiedliche Bezugslinien zugrunde: auf der einen Seite wird Raum lokalisierend, das heißt als Behälter oder Container bestimmt. Dieser Raumbegriff, der auf den Grundlagen der Euklidik beruht (Löw 2001, Schroer 2008a), fokussiert Raum als konkreten Ort (z.B. Berger/Luckmann 1987) oder als Territorium mit festen Grenzen, innerhalb derer Handeln hervorgebracht wird (z.B. Luhmann 1997). Derartige Raumvorstellungen finden sich in Interpretationen, die Raum als äußere Struktur des Handelns erachten (Giddens 1988). Raum wird als Behälter gedacht, der Menschen überdauert und es wird absolutistisch zwischen Körper und Raum getrennt (Löw 2001). Die hier aufgegriffenen Denktraditionen beziehen sich auf Kopernikus, Galilei und Newton (ebd., S. 17). Damit verbindet sich die Konsequenz, dass soziale, politische und ökonomische Räume zusammenfallen und Räume an jeweils territorialen Grenzen enden (vgl. Schroer 2008a). Dies zieht Probleme räumlichen Denkens und Handelns nach sich, die in einer zweiten Bezugslinie offenkundig werden. Denn mit den Vorstellungen von Vernetzung und weltumspannender Technologisierung gingen immer wieder Vorstellungen vom „Verschwinden des Raumes“ einher. Und diese Denklinie ist nicht etwa erst mit der Entstehung des Internets hervorgebracht worden, sondern findet sich bereits in frühen Abhandlungen zur Beschleunigung von Transport- und Kommunikationswegen – erstmals etwa bei Samuel Morse, der die Erfindung der Telegrafie 1837 die Möglichkeit sah, dass die gesamte USA in eine neighborhood verwandelt werde. Heinrich Heine äußerte sich modernitätskritisch zum Eisenbahnbau als „Tötung“ der Räume (Schroer 2008a, S. 127).
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© 2011 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
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Hummrich, M. (2011). Kulturwissenschaftliche Perspektiven auf Raum. In: Jugend und Raum. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-93224-8_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-93224-8_2
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-17946-9
Online ISBN: 978-3-531-93224-8
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