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Frauen im Spiegel des österreichischen Asylrechts

Der Schutz vor frauenspezifischer Verfolgung

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Book cover Migration und Geschlechterverhältnisse
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Zusammenfassung

Ich möchte auf drei Fragen eingehen, die mich sowohl während meiner Tätigkeit als Rechtsberaterin für Flüchtlinge in einer Beratungsstelle der Caritas als auch während der Arbeit an meiner Dissertation über frauenspezifische Aspekte im Flüchtlingsrecht beschäftigt haben: Ich möchte erstens wissen, wie Flüchtlingsfrauen im Ermittlungsverfahren gesehen werden. Zweitens möchte ich beispielhaft darstellen, wie die rechtlichen Asylgründe zur Fluchtsituation von Frauen passen; dazu sehe ich mir die Richtlinien des UNHCR zur Interpretation der Flüchtlingskonvention und aktuelle österreichische Judikatur an. Drittens stelle ich die Frage, wie die Anliegen von asylsuchenden Frauen wahrgenommen werden und wie weit die Rechtsberatung und -vertretung partizipatorisch gestaltet werden kann.

Frau bzw. Mann wird im nachfolgenden Text – ohne weitere Hervorhebung – nicht als biologische Geschlechtszuweisung verstanden, sondern als gesellschaftlich normierte Kategorie, die Ausdruck einer Politisierung von vergleichsweise unwichtigen anatomischen Unterschieden ist (vgl. Reimann 1999; siehe auch Spijkerboer 2000: 6, der die Unterscheidungen im Geschlechtsbegriff selbst als Konstrukt begreift: „the difference between the discursive (gender) and the prediscursive (sex) is itself discursive“).

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Notes

  1. 1.

    Grundlage dieser Arbeit sind über 250 flüchtlingsrechtliche Einzelentscheidungen zu bestimmten Formen der Verfolgung, die ausschließlich oder überwiegend Frauen treffen, insbesondere zur sozioökonomischen Gewalt, zur häuslichen Gewalt und zur Genitalverstümmelung; in einer juristischen Dokumentanalyse wurden die Entscheidungen in Hinblick auf die Gendersensibilität in der Anknüpfung an die geschlechtsneutralen Fluchtgründe der Genfer Flüchtlingskonvention untersucht.

  2. 2.

    Die Beurteilung von Verfolgung aufgrund des mangelnden Gewaltschutzes ist aber herkunftsländerspezifisch unterschiedlich, vgl. etwa Asylgewährung bei häuslicher Gewalt im Iran, Afghanistan: Es ist anzunehmen, dass die gravierende Entrechtung der Frauen in diesen Fällen die Bildung einer von der häuslichen Gewalt unabhängigen gesellschaftlichen Gruppe, die der Frauen, zulässt und zur Asylgewährung führt.

  3. 3.

    Spiekerboer erfasste die Situation mit folgenden Worten: „Asylum seekers have little or no power to influence the manner in which decisions are made about them. They have no institutional power, they usually have no money, they have little access to the media and other public sectors, and they have no say in what their representatives (lawyers, lobbyists) may say on their behalf. This means that people active in the field of refugee law (from local volunteer workers to Supreme Court judges and academics) can represent asylum seekers however they wish and go virtually unchecked by those they represent.“ (Spijkerboer 2000: 6)

  4. 4.

    Wobei man in diesem Zusammenhang Kulturalisierungen vermeiden und sich fragen sollte, ob überhaupt ein spürbarer Unterschied im Vergleich zu inländischen Familien besteht.

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© 2012 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden

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Wildt, A. (2012). Frauen im Spiegel des österreichischen Asylrechts. In: Hausbacher, E., Klaus, E., Poole, R., Brandl, U., Schmutzhart, I. (eds) Migration und Geschlechterverhältnisse. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-93189-0_10

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-93189-0_10

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-17990-2

  • Online ISBN: 978-3-531-93189-0

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