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Methodenkapitel

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Radikaler Antisemitismus
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Zusammenfassung

Der theoretisch konstruierte Forschungsgegenstand und die Forschungsfrage legen bestimmte Methoden nahe. Im vorliegenden Falle eignen sich Semantikanalysen, um die Forschungsfragen zu beantworten. Das heißt, dass die antisemitischen Konstruktionen in dieser Studie vorerst nicht aus ihrem Kontext heraus, beispielsweise aus den gesellschaftlichen Verhältnissen (der sozioökonomischen oder politischen Lage etwa) oder der Psychologie der Autoren, erklärt werden, sondern dass die Strukturen des antisemitischen Weltbildes aus den vorliegenden Zeitschriftentexten rekonstruiert werden. Dem zugrunde liegt die wissenssoziologische Annahme, dass sich Kulturen auf der Ebene der vertexteten Sprache und Semantiken empirisch fassen lassen, wie dies im vorherigen Kapitel mit der Einbettung des Semantikbegriffs in die pragmatische Lebenswelttheorie und die damit verbundenen Herleitungen des Sinnkonstitutionsprozesses erläutert wurde. Wie dort bereits erwähnt, resultiert aus der pragmatischen Lebenswelttheorie im Unterschied zu rein kommunikationstheoretischen oder poststrukturalistischen Zugängen, dass der Prozess der Sinnkonstitution nicht nur semiotisch, d. h. nicht nur als Text, verstanden werden kann, andererseits aber Sinn auch nicht nur von der sozioökonomischen Struktur konstituiert wird, wie dies einige der im Forschungsstand besprochenen marxistischen Zugänge tun.

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Notes

  1. 1.

    An dieser Stelle genügt es zu wissen, dass sich rekonstruktionslogische Verfahren von subsumptionslogischen abgrenzen, indem sie bestrebt sind, das zu untersuchende Phänomen nicht vorgefertigten Kategorien unterzuordnen, sondern die Struktur aus dem Phänomen selbst zu erschließen (vgl. hierzu ausführlich Oevermann/Allert/Konau/Krambeck 1979, Oevermann 1986 und 1991).

  2. 2.

    Vgl. die Diskussion hierzu bei Hitzler 2002.

  3. 3.

    Hier sind neben Ulrich Oevermann (Oevermann 1979, 1986), insbesondere Jo Reichertz und Hans-Georg Soeffner zu nennen (Soeffner 2004, Reichertz 1997, Reichertz/Schröer 1994).

  4. 4.

    Luhmann würde von der doppelten Kontingenz sprechen, die der sozialen Interaktion zugrunde liegt.

  5. 5.

    Auf den Kritikbegriff und die ihm zugrundeliegende Theoriearchitektur kann hier nicht näher eingegangen werden. Zur Kritik von identitätslogischen und normativistischen Kritikbegriffen vgl. aber Holz 1990, 1993 und 1998, Vobruba 2003, 2007, 2008a und 2009 und Dux/Globisch 2012.

  6. 6.

    Die Gültigkeit von Fallrekonstruktionen wird von Oevermann nur bis zum Zeitpunkt neuer, begründeter Zweifel behauptet.

  7. 7.

    Oevermann zufolge funktioniert das Verfahren daher nur intrakulturell.

  8. 8.

    Die Länge einer Sequenz kann vom Interpretierenden festgelegt werden. Eine Sequenz kann dabei ein Wort, ein Satz, aber auch mehrere Sätze umfassen. In dieser Untersuchung wurden Sätze als Sequenzen bestimmt.

  9. 9.

    Der Ausschluss einer möglichen Lesart muss am Text selbst ausgewiesen werden. Dies nennt Oevermann »Wörtlichkeitsprinzip«, d. h., man darf nur das gelten gelassen, was im Text wirklich ausweisbar, d. h. manifestiert ist.

  10. 10.

    Es wird genau definiert, welche Textbestandteile unter eine Kategorie fallen.

  11. 11.

    Es werden Beispiele aus den Texten angeführt, welche unter die Kategorie fallen.

  12. 12.

    Es werden Regeln formuliert, die Kategorien voneinander abgrenzen – dort, wo Abgrenzungsprobleme bestehen.

  13. 13.

    In den Recherchen um die Morde der NSU wurde zuerst angenommen, dass dieses Fanzine – der Fahnenträger, der in Heringsdorf in Mecklenburg-Vorpommern produziert wird – ebenfall von der NSU unterstützt wurde, es handelt sich dabei jedoch um ein anderes Fanzine aus Sachsen mit dem gleichen Namen.

  14. 14.

    Auf der mittlerweile nicht mehr verfügbaren Webseite www.fahnentraeger.net fand sich diese Selbstbeschreibung noch bis 2009 (www.fahnenträger.net, 29.09.2009). In den Heften selbst wird auch immer wieder darauf referiert und die Themen zentrieren sich um eine »nationalrevolutionäre« Standortbestimmung und das Thema »Sozialismus im Nationalismus«. Alle Heftcovers und Inhaltsverzeichnisse sind – außer in Archiven – mittlerweile auch noch auf der Internetseite fanzines.aryan88.com/derfahnentraeger.htm einsehbar.

  15. 15.

    Weiß weist jedoch darauf hin, dass Heiden mit der Verwendung der Bezeichnung Nationalmarxismus Moeller van den Brucks explizit antimarxistische Argumentation nicht berücksichtigt (vgl. Weiß 2012: 457, Fn14).

  16. 16.

    Weitere Forschungsarbeiten könnten Positionen aus dem (klassisch) anarchistischen Spektrum (Direkte Aktion, Graswurzelrevolution) und der Marxistischen Gruppe/ Gegenstandpunkt-Redaktion (ab 1991) (Gegenstandpunkt) sowie des anti-deutschen bzw. anti-nationalen Spekt-rums (Bahamas, Konkret, Jungle World, Phase 2) ebenso wie des wertkritischen Spektrums (Krisis/Exit) untersuchen, auch wenn die Annahme auf Basis der ExpertInneninterviews und eigenen Recherchen naheliegt, dass damit die hier rekonstruierten Muster der antisemitischen Semantik nicht erweitert werden könnten. Für die gegenwärtige Partei „Die Linke“ liegt eine vielfach diskutierte Untersuchung vor (vgl. Salzborn/Voigt 2011, zur Kritik vgl. Ullrich/Werner 2011). Teile der Linkspartei, welche dem Netzwerk Marx 21 angehören stehen in der Tradition des in dieser Arbeit untersuchten Publikationsorgan „Linksruck“. Die Frage, ob Teile des antideutschen Spektrums philosemitisch und islamfeindliche Semantiken reproduzieren hätte ebenso einer eigenständigen Forschungsarbeit bedurft.

  17. 17.

    Die bislang letzte Ausgabe erschien 2010.

  18. 18.

    Es handelt sich hierbei bei der Auflagenzahl um eine Schätzung des Verfassungsschutzes NRW: www.mik.nrw.de/verfassungsschutz/linksextremismus/parteien/mlpd.html

  19. 19.

    Vgl. dazu die von Stephan Stein im Auftrag der KPD Initiative herausgegebene Zeitung: www.rotefahne.eu.

  20. 20.

    Vgl. die Einschätzung des Verfassungsschutzes NRW: www.mik.nrw.de/verfassungsschutz/-linksextremismus/parteien/mlpd.html.

  21. 21.

    Die Informationen zur Geschichte der Jungen Welt und insbesondere er Spaltung stammen aus einem Interview mit einem Redakteur der Jungen Welt sowie einem Redakeur der Jungle World im Jahr 2005. Eine gut recherchierte Zusammenfassung gibt aber in diesem Falle auch die wikipedia-Ausführung: http://de.wikipedia.org/wiki/Junge_Welt#cite_note-15.

  22. 22.

    Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirates sind beispielsweise Elmar Altvater, Christoph Butterwegge, Alex Demirovic, Klaus Dörre, Peter Grottian, Frigga Haug, Wolfgang Fritz-Haug, Claus Leggewie, Stephan Lesssenich, Brigitte Mahnkopf, Wolf-Dieter Narr, Dieter Rucht

  23. 23.

    Auch wenn Entscheidungen innerhalb Attacs der Selbstbeschreibung nach konsensuell getroffen werden und Abstimmungen die Ausnahme sein sollen, gibt es ein „höchstes Entscheidungs-gremium“. Der Attac-Ratschlag verabschiedet u.a. den Haushalt. Der Attac-Rat diskutiert „rich tungweisende Prozesse und notwendige weiterreichende Entscheidungen zwischen den Rat-schlägen“. Der Attac-Koordinierungskreis vertritt Attac „im Rahmen der politischen Beschlüsse von Attac-Rat und Ratschlag nach Außen vertritt. (www.attac-netzwerk.de/das-netzwerk/gremien)

  24. 24.

    Von 1976 bis 1979 erschien die Zeitschrift unter dem Namen „Sozialistische Zeitung für West-berlin“.

  25. 25.

    Beim „Mescalero-Brief“ handelte es sich um einen pseudonymen Autor de Textes „Bucback – Ein Nachruf“, welcher am 25. April 1977 in der Zeitung des AStA der Universität Göttingen veröffentlicht wurde und Stellung zur Ermordung des Generalbundesanwaltes Siegfried Buback durch die Rote Armee Fraktion (RAF) nahm. 2001 bekannte sich Klaus Hülbrock zu seiner Urheberschaft.

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© 2013 Springer Fachmedien Wiesbaden

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Globisch, C. (2013). Methodenkapitel. In: Radikaler Antisemitismus. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-93156-2_5

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