Zusammenfassung
Städte sind Orte der Vielfalt, seit es sie gibt. Aber zur Zeit wird dieses Phänomen besonders deutlich wahrgenommen. Der Grund dafür ist, dass sich diese Vielfalt offenbar zur Zeit sehr stark qualitativ wie quantitativ verändert und damit einen ungewöhnlich starken gesellschaftlichen Wandel ausgelöst hat, was sich wiederum besonders in der Zusammensetzung der urbanen Gemengelage niederschlägt. Diese Veränderungen scheinen die Bevölkerung zu irritieren und zu verunsichern, da sie offenbar das gewohnte Maß eines „normalen“ Wandels überschreiten. Der Wandel wird nicht mehr als zu urbanem Leben dazugehörend hingenommen, sondern als etwas wahrgenommen, was Druck ausübt. Es geht hier offenbar nicht mehr um die üblichen Probleme, Herausforderungen und Konflikte des urbanen Zusammenlebens, sondern darum, dass man sich genötigt sieht, sich neu einzustellen, sich anders als bisher zu arrangieren. Und jeder scheint hier involviert zu sein. Festgemacht wird das Gefühl, dass ein ungewohnter und beunruhigender Wandel stattfindet, vor allem daran, dass sich das Bild, das die urbane Bevölkerung tagtäglich bietet, offenbar über Gebühr verändert. Neue Sprachen, neue Moden, neue Lebensstile geraten ins Blickfeld und werden als Anzeichen dafür genommen. Es ist vor allem die daraus resultierende zunehmende Vielfalt. Dass ausgerechnet diese Elemente als Zeichen für einen massiven gesellschaftlichen Wandel genommen werden und nicht etwa eigentlich genauso naheliegende Aspekte des städtebaulichen Wandels – immerhin sind in den letzten zwei Generationen weit mehr als die Hälfte aller Gebäude abgerissen und durch Neubauten ersetzt worden – oder Aspekte eines sozialen Wandels – immerhin hat die Entindustrialisierung in den letzten drei Jahrzehnte zu massiven Verschiebungen in der Erwerbstätigkeit geführt – muss Gründe haben. Es hat wohl damit zu tun, dass man zumindest bei uns bis heute die Stadt vor allem aus einer national-mitteleuropäisch eingestimmten Perspektive betrachtet. Aus dieser Perspektive ist klar, dass wir es vor allem mit einer Veränderung in der Zusammensetzung der Bevölkerung zu tun haben. Aus dieser Perspektive ist nur diese eine Veränderung wirklich offenkundig.
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Bukow, WD. (2011). Vielfalt in der postmodernen Stadtgesellschaft – Eine Ortsbestimmung. In: Bukow, WD., Heck, G., Schulze, E., Yildiz, E. (eds) Neue Vielfalt in der urbanen Stadtgesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-93082-4_14
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