Einzelfallstudien

Zusammenfassung

Einzelfallstudien – der dritte Forschungsansatz (vgl. 2.3) zur Untersuchung von Fragestellungen oder Prüfung von Hypothesen – haben in der Psychologie eine lange Tradition. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts führte Herrmann Ebbinghaus seine berühmten Gedächtnisexperimente zum Behalten und Vergessen von sinnlosen Silben mit nur einer Versuchsperson durch: sich selbst. Sigmund Freud analysierte seine eigenen Träume und veröffentlichte etliche Fallstudien seiner Patienten unter jeweils charakteristischen Bezeichnungen (z. B. der kleine Hans, der Wolfsmann, der Rattenmann). Neuerdings werden solche Fallstudien in der Neuropsychoanalyse durchgeführt, einem neuen Forschungsgebiet, das eine neurowissenschaftliche Fundierung der Psychoanalyse anstrebt (Kaplan-Solms & Solms, 2003). In der Entwicklungspsychologie sind die sehr detaillierten Tagebuchaufzeichnungen von Clara und William Stern zum Verhalten ihrer beiden Kinder zu nennen; außerdem die Einzelfallstudien zur kognitiven Entwicklung von Jean Piaget.