Geringer Einfluss der Stufen des Gerechtigkeitsurteils auf nicht-kognitive Moralaspekte? Kritik durch Kohlberg-Anhänger und einflussreiche Theorietypen

Zusammenfassung

Der Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit lag bisher auf Kognitionen, genauer: auf der Urteilsbildung, also präskriptiven Kognitionen. Kohlberg kennzeichnet ja den eigenen Forschungsansatz in den 1980er Jahren als Theorie der Stufen des hypothetischen Gerechtigkeitsurteils. Mit dieser Charakterisierung wird Kohlberg seiner Forschung jedoch nicht ganz gerecht, denn er analysierte auch andere kognitive Moralaspekte, und zwar nicht-präskriptive Gerechtigkeitskognitionen (2.4/Punkt c) sowie weitere Facetten des Urteils, nämlich Stufen des alltagsbezogenen Gerechtigkeitsurteils (5.2.2), Inhaltsaspekte bzw. Typen des Gerechtigkeitsurteils (vgl. 5.2.3) und Formen präskriptiver Kognition zu Fragen jenseits des Gerechtigkeitsbereichs (vgl. Kap. 6). Darüber hinaus analysierte er nicht-kognitive Moralaspekte (vgl. Kap. 3). Allerdings behandelte er insbesondere die nicht-kognitiven Moralaspekte weitgehend nur am Rande. Kapitel 8 beschäftigt sich genauer mit der Entwicklung nicht-kognitiver Moralaspekte bzw. mit der Frage, welche Relevanz die Stufen des Gerechtigkeitsurteils für diese Aspekte haben. Positionen von Kohlberg-Anhängern sowie kohlbergianische Perspektiven, neokohlbergianische Perspektiven und Alternativansätze werden erörtert.