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Normativität bei Jürgen Habermas

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Normativität
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Zusammenfassung

Dem berühmten Diktum Kants (1784/1991) zufolge ist die Aufklärung der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Die Soziologie hatte sich in ihrer Geburtsstunde diesem Ideal verpflichtet und sich bemüht, gesellschaftliche Strukturen und Prozesse zu dechiffrieren, die hinter dem Rücken der Akteure eine eigensinnige Wirkmächtigkeit entfalten und damit den Selbstgebrauch der Vernunft verhindern. Der erste soziologische Großtheoretiker Karl Marx (1844/1990; 1867/1988) etwa setzte dieses Programm um, indem er aus den anonymen Gesetzmäßigkeiten der kapitalistischen Wirtschaftsform Entfremdungserscheinungen ableitete, die den Vernunftgebrauch verzerren. Max Weber (1921/1980, 1988), der zwar als Antipode zu Marx gilt, reiht sich insofern in diese Programmatik ein, als er die okzidentale Modernisierung als einen Rationalisierungsprozess beschreibt, der letztlich in einer bürokratischen Herrschaft mündet, die die aufklärerische Hoffnung auf Emanzipation durch einen Freiheitsverlust unterläuft. Wiederum in Anlehnung an Marx attestierte die ‚Kritische Theorie‘ (Horkheimer/Adorno 1944/1987; vgl. auch Bittlingmayer/Demirović/Bauer in diesem Band) den neu aufkommenden Massenmedien ihrer Zeit, ihre Konsumen ten zum „Anhängsel der Maschinerie“ (Adorno 1997: 337) zu machen. Im Ergebnis kommt es so zum Verlust jener Subjektivität, die Kant als Inbegriff der Autonomie galt, und die Degradierung auf den Status eines Objekts.

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Beer, R., Trienekens, B. (2011). Normativität bei Jürgen Habermas. In: Ahrens, J., Beer, R., Bittlingmayer, U.H., Gerdes, J. (eds) Normativität. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-93010-7_12

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