Zusammenfassung
Unterstützungsleistungen zwischen Familienmitgliedern unterliegen neben den Einflüssen individueller Ressourcen und familialer Strukturen kulturellkontextuellen Bedingungen. Dabei haben Diskussionen um die Krise des Wohlfahrtsstaats sowie der demographische Wandel und damit verbundene Versorgungsängste vor allem die Auswirkungen sozialstaatlicher Strukturen auf Individuen und Familien in den Mittelpunkt der familiensoziologischen Diskussion gerückt. Daneben wird intergenerationale Solidarität aber auch von kulturellen Normen und Werten sowie makroökonomischen Bedingungen beeinflusst (Szydlik 2000). Diese einzelnen Faktorengruppen formen die kulturell-kontextuellen Strukturen, in die intergenerationale Beziehungen eingebettet sind, existieren aber keineswegs unabhängig voneinander. So hat die Ausgestaltung von Wohlfahrtsstaaten eine stark kulturelle Komponente und wird durch normative gesellschaftliche Leitbilder beeinflusst. Am besten lässt sich eine solche Wechselbeziehung anhand der öffentlichen Bereitstellung von institutionellen Kinderbetreuungsmassnahmen erläutern. Der durch die feministische Bewegung der 60er Jahre angestossene Aufbruch der traditionellen Rollenverteilung hat unter anderem dazu geführt, dass Frauen vermehrt am Arbeitsmarkt tätig sind und somit die Nachfrage nach institutionellen Betreuungseinrichtungen stark angestiegen ist. Diese Dekonstruktion der isolierten Kernfamilie durch eine politisch machtvolle Bewegung (Walter 1993) hatte also Folgen für die tatsächliche Ausgestaltung des Wohlfahrtsstaats, allerdings in unterschiedlichem Ausmass für verschiedene europäische Länder (z. B. Gauthier 2002b). Während vor allem in skandinavischen Ländern ein fruchtbarer politischer Boden für feministisch motivierte Politik und für die Gleichstellung zwischen Mann und Frau sowie zwischen unterschiedlichen Klassen herrschte (Björnberg und Dahlgren 2008), waren die traditionelleren konservativen Gesellschaften weniger zugänglich für feministische Argumente (Bimbi und Della Sala 2003). So sind die südeuropäischen Wohlfahrtsstaaten wie Italien und Griechenland auch weiterhin vorwiegend auf das klassische Ernährermodell zugeschnitten. Zusätzlich hat aber auch der volkswirtschaftliche Erfolg der skandinavischen Länder dazu beigetragen, familienpolitische Ausgaben realisieren zu können (Greve 2000).
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Rights and permissions
Copyright information
© 2011 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
About this chapter
Cite this chapter
Igel, C. (2011). Kulturell-kontextuelle Strukturen und intergenerationale Solidarität. In: Großeltern in Europa. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92926-2_3
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-92926-2_3
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-18599-6
Online ISBN: 978-3-531-92926-2
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)