Zusammenfassung
Man stelle sich einmal vor, man verabrede sich mit Hunderten von fremden Menschen zu einem festlichen Diner, dessen öffentlicher Austragungsort bis kurz vor Beginn geheim gehalten wird. Man stelle sich ferner vor, man lege seine besten weißen Kleider an, packe Kristallgläser, weißes Porzellangeschirr, silberne Kerzenleuchter mit weißen Kerzen, weiße Servietten und Tischdecken, silbernes Besteck, erlesene Speisen und Getränke in einen Picknick-Korb und besorge sich einen tragbaren Tisch und Stühle. Weiterhin stelle man sich vor, man begebe sich mit Auto, Bahn oder zu Fuß schnellstens zu einer Veranstaltung, über deren Ort und Beginn man gerade über Internet und SMS informiert wurde. Dort angekommen, beobachte man dann, wie andere Menschen, ebenso ausgestattet wie man selbst, von allen Seiten zum Ort des Geschehens strömen und in Blitzeseile ihre mitgebrachten Stühle und Tische aufbauen, letztere sorgfältig dekorieren, die in der Regel selbst zubereiteten Speisen ausbreiten und mit ihrem weißen Diner beginnen. Unvorstellbar ? Nein. Genau dies geschieht einmal im Jahr irgendwo in der Pariser Innenstadt. Tausende von ganz in weiß gekleideten Menschen treffen sich exakt zur gleichen Zeit auf einem der bedeutendsten öffentlichen Plätze, auf der Place de la Concorde oder anderswo, um in einem Meer aus weiß gekleideten Unbekannten ein festliches Diner zu zelebrieren.
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Gebhardt, W., Waldeyer, C. (2011). Das Bürgertum schlägt zurück. In: Betz, G., Hitzler, R., Pfadenhauer, M. (eds) Urbane Events. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92902-6_15
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