Zusammenfassung
Im engen Sinne ist unter pädagogischer Beratung seit den 1960er Jahren ein Angebot verstanden worden, welches sich vor allem im Schulbereich etabliert hat und von Erziehungswissenschaftlern wie Walter Hornstein (1977) in den 1970er und 1980er Jahren beschrieben wurde. Neben diese Form der pädagogischen Beratung im Bereich der Schule ist die sozialpädagogische Beratung getreten, die vor allem von Mollenhauer (1964, 1965) von Hans Thiersch und Anne Frommann (1975) komponiert wurde. Diese beiden Felder der pädagogischen Beratung, die Beratung im Schulbereich und die sozialpädagogische Beratung sind seit den 1960er Jahren zumindest teilweise aus der Disziplin der Erziehungswissenschaft bestimmt worden, d. h. die Erziehungswissenschaft hat für sich reklamiert, dass dort, wo Beratung für Kinder und Jugendliche in Bezug auf ihre Entwicklungsaufgaben und ihre Sozialisation institutionalisiert ist, die Beratung notwendig eine pädagogische Beratung sein sollte. Dabei hat die Erziehungswissenschaft zunächst nicht mehr als einen Anspruch vorgetragen, Entwürfe und konzeptionelle Stützpunkte formuliert und ihr Vertrauen auf die gesellschaftlichen Reformen – die Bildungs- und Schulreform, die Reform der Psychiatrie, die Reform des Erziehungswesens, der Jugendhilfe etc. gesetzt. Will man die Identität der pädagogischen Beratung formulieren, so ist dieses ein wichtiger Kern. Pädagogische Beratung ist indessen mehr als Beratung im Kinder- und Jugendbereich, in der Schule oder in der Sozialen Arbeit. Ihre konzeptionelle Formulierung durch die von Reformen inspirierte Erziehungswissenschaft seit den 1960er Jahren hat Beratung vor allem mit der Bildung bzw. mit Aufklärung verbunden und damit die Wurzel der Beratung in der ärztlichen Diagnose und die Verbindung von Beratung und Therapie/Fürsorge und Bewahrung, so wie sie historisch entstanden ist, zurückgewiesen. Dies kommt insbesondere in den Publikationen von Klaus Mollenhauer, aber auch von Thea Sprey und schließlich Walter Hornstein zum Vorschein. Die Verbindung der erziehungswissenschaftlichen Publikationen zur Beratung mit Reformen und mit der Kritik an den Fürsorgesystemen ist nun gleichzeitig eines ihrer größeren Probleme geworden und mit verantwortlich für ihre gescheiterte Institutionalisierung, denn die Reformen sind an vielen Stellen steckengeblieben und nicht weiter vorangeschritten, sie waren zum einen teuer, zum anderen standen Professionalisierungsinteressen gegen die Umsetzung dieser Reformen. Für die erste Phase der pädagogischen Beratung in den 1960er Jahren kann gesagt werden, dass ihre konzeptionelle Buchstabierung sehr wohl gelungen ist, ihr gleichzeitig aber die gesellschaftliche Resonanz fehlte, um sich zu institutionalisieren.
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© 2011 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
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Gröning, K. (2011). Einleitung: Pädagogische Beratung zwischen pädagogischer Psychologie, sozialpädagogischer Beratung, Schulberatung und Supervision. In: Pädagogische Beratung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92892-0_1
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Online ISBN: 978-3-531-92892-0
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