Zusammenfassung
Der Glaube an die eine globale Zivilgesellschaft, die – in historischer Mission – angesichts des universellen Politikversagens die Welt retten soll, hält sich hartnäckig. In Zeiten der Klimakrise, in der die Politik versagt, die notwendigen Maßnahmen zur Anpassung an und Vermeidung des Klimawandels zu beschließen und umzusetzen, können klimapolitisch aktive NGOs und Bewegungen wichtige (korrektive) Funktionen ausüben. Mit einer Stimme sprechen die NGOs jedoch nicht. Bei aller Gemeinsamkeit sind NGOs durch heterogene Interessen geprägt und fragmentiert. Konfliktlinien treten innerhalb der NGO-Community deutlich zu Tage. Die Frage nach einer gerechten Lastenteilung zwischen Nord und Süd, oder ob Marktmechanismen geeignete Instrumente darstellen, dem Klimawandel zu begegnen, wird von NGOs durchaus unterschiedlich beantwortet. Auch in der Wahl ihrer Strategie unterscheiden sich NGOs. Eine Diskussion über komplementäre Strategien und Arbeitsteilung – auch vor dem Hintergrund von Ressourceneinsatz und Wirkung – findet nicht statt. Diese wäre aber, um die Schlagkraft zu erhöhen und den unterschiedlichen Handlungsebenen gerecht zu werden, dringend notwendig. Kein Zweifel: Ideen zu entwickeln und Forderungen aufzustellen, wie die Welt verbessert werden kann, gehören zum Kerngeschäft von NGOs und Bewegungen. Sie können die Welt der politischen bürokratischen Sachzwänge und mühsamen Kompromisse mit Idealen und Utopien konfrontieren, die im politischen Alltagsgeschäft oft im Keim erstickt werden. Und sie genießen das Privileg, über den kurzen Zeithorizont von Wahlterminen hinausschauen und Vorschläge unterbreiten zu können, die in der Politik aus wahltaktischen Gründen allzu oft tabuisiert werden. Aber im Ergebnis können sich klimapolitische engagierte NGOs nur zäh und sporadisch auf gemeinsame Botschaften einigen. Die Fragmentierung und Differenzierung des zivilgesellschaftlichen Engagements im Klimakontext ist größer denn je. Vom harmonisierenden Bild der Zivilgesellschaft, der mehr Problemlösungskompetenz zugetraut wird als „der“ Politik, muss daher Abschied genommen werden. Was bleibt, ist, dass NGOs die Debatte um Interessenkonflikte und positionelle Differenzen untereinander suchen müssen.
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Unmüßig, B. (2011). NGOs in der Klimakrise. In: Brunnengräber, A. (eds) Zivilisierung des Klimaregimes. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92840-1_3
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Online ISBN: 978-3-531-92840-1
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