Zusammenfassung
Der Begriff „Generation“ wird alltagssprachlich wie auch in der wissenschaftlichen Diskussion in vieldeutiger Form verwendet. In der Pädagogik ist der Generationenbegriff von zentraler Bedeutung, da er das Grundverhältnis zwischen einer vermittelnden und einer aneignenden Generation thematisiert. Dieses Verständnis kommt auch innerhalb Schleiermachers Erziehungstheorie zum Ausdruck. Laut Schleiermacher ist erzieherisches Handeln die „pädagogische Einwirkung der älteren Generation auf die jüngere“ (ebd., 1959, S. 45). Ausgangspunkt jeglicher Erziehung ist demnach die Frage: „Was will denn eigentlich die ältere Generation mit der jüngeren?“ (ebd., S. 38). Ziel jedlicher Erziehung ist laut Schleiermacher die Verringerung der Distanz zwischen den Generationen, indem sie die Autonomie der jüngeren Generation zu fördern versucht und diese in die Lage versetzt, zur Vervollkommnung der Gesellschaft beizutragen. Daraus begründet sich schließlich auch das Erfordernis, den Erziehungsprozess zu organisieren und zu professionalisieren. Dieses klassische Generationenverhältnis ist angesichts eines permanenten gesellschaftlichen Wandels, der allen Generationen ein lebenslanges Lernen abverlangt, fragwürdig geworden (vgl. Müller 1999, S. 789 ff.). Kulturelle und ökonomische Innovationen gehen heute oft von der jüngeren Generation aus, so dass sich die pädagogischen Generationenverhältnisse in postmodernen Gesellschaften häfig umkehren und die Frage: „Was will denn die jüngere Generation mit der älteren?“ zum Fundament von Generationenbeziehungen und gesellschaftlichen Fortschritts wird (vgl. Liebau 1997, S. 303).
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Dobischat, R., Schurgatz, R. (2011). Der Generationenbegriff in der Personalentwicklung. In: Eckert, T., von Hippel, A., Pietraß, M., Schmidt-Hertha, B. (eds) Bildung der Generationen. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92837-1_6
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