Zusammenfassung
Max Weber räumt dem Theodizeeproblem in seiner Religionssystematik breiten Raum ein. Er befasst sich mit diesem Problem sowohl in den materialen Religionsstudien, dort vor allem in der „Einleitung zur Wirtschaftsethik der Weltreligionen“ und der „Zwischenbetrachtung“, als auch in seiner Religionssoziologie in „Wirtschaft und Gesellschaft“, in der er diesem Konzept ein eigenes Kapitel widmet (§8: Das Problem der Theodizee). Die vielleicht „kondensierteste Aussage“ (Tyrell 2008: 153, Fn. 194) dazu findet sich jedoch in „Politik als Beruf“; dort wird das Theodizeeproblem im Zusammenhang mit Fragen der Ethik thematisiert, vor allem dem gesinnungs- und verantwortungsethischen Handeln in der Politik, und richtet sich gegen die Auffassung, „aus Gutem kann nur Gutes und aus Bösem nur Böses folgen“ (Weber 1956: 177). Weber setzt dieser allzu „einfachen These“ die sie widerlegende soziale Erfahrung und starke These entgegen, dass gerade diese Inkongruenz zwischen Schicksal und Verdienst der Entwicklung der Religionen zugrunde liege:
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Gärtner, C. (2011). Das Theodizeeproblem unter säkularen Bedingungen – Anschlüsse an Max Webers Religionssoziologie. In: Bienfait, A. (eds) Religionen verstehen. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92777-0_11
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