Zusammenfassung
Nicht nur durch plakative Buchtitel wie „Die Strategie der Stehauf-Menschen: Resilienz – so nutzen Sie Ihre inneren Kräft e“ (Gruhl 2008) werden inhaltlich verengte, überzogene Fantasien individualisierter Widerstandskräfte im Zusammenhang mit dem Resilienz-Konzept suggeriert. Ausdruck dafür ist auch der „Wildwuchs an (…) Frühinterventionsprogrammen“ (Hahlweg/Saum-Aldehoff 2010: 55), die Kinder in widrigen Lebensumständen vor psychischen Schäden schützen sollen. Könnten vor diesem Hintergrund – pointiert gefragt – nicht auch wieder längst überwunden geglaubte unrealistische Einschätzungen hinsichtlichder Wirksamkeit von Frühförderung erzeugt werden, wenn man diese Institution mit überhöhten und individualistisch verengten Resilienz-Vorstellungen verknüpft ? Diese Frage gewinnt mit Befürchtungen Gotthilf Hillers (2008: 267) im Zusammenhang mit dem Resilienz-Konzept in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen an Brisanz:
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Weiß, H. (2011). So früh wie möglich – Resilienz in der interdisziplinären Frühförderung. In: Zander, M. (eds) Handbuch Resilienzförderung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92775-6_14
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