Zusammenfassung
Der Zweite Weltkrieg war kaum beendet, als in Europa die Idee eines europäischen Zusammenschlusses Auftrieb gewann. Die Erfahrung von Krieg und Nationalismus auf der einen sowie die Entwicklung und Polarisierung der beiden Weltmächte auf der anderen Seite überzeugten viele, dass Europa nur durch Vereinigung vor der politischen und wirtschaftlichen Bedeutungslosigkeit zu bewahren wäre. Nicht zuletzt für Deutschland stellten ein europäischer Zusammenschluss und damit die Einbindung in eine übernationale Ordnung die Chance auf Wieder-Anerkennung in der Staatengemeinschaft dar. Die vielen Gruppen, die sich in den westeuropäischen Ländern der europäischen Idee verschrieben hatten, waren sich jedoch nicht unbedingt einig darin, wie das neue Europa aussehen sollte. Sie wären wohl kaum erfolgreich gewesen, hätten sich nicht schließlich führende Politiker aus verschiedenen Staaten für einen Zusammenschluss stark gemacht (vgl. dazu und im folgenden Graml, 1983). Es war vor allem Winston Churchill, während des Krieges britischer Premierminister, der sich für ein vereinigtes Europa aussprach und erreichte, dass die zersplitterten Gruppen und deren zum Teil einander widerstrebende Aktivitäten zusammengeführt wurden. In drei viel beachteten Reden – zunächst im März 1946 in den USA, vor allem aber im September 1946 in einer Rede an der Universität Zürich (vgl. Sir Winston…, 2000) und im Mai 1947 in London – warb er für seine Vision von einer Art Vereinigte Staaten von Europa. Die Erneuerung Europas, so betonte er, könne nicht stattfinden ohne ein geistig großes Frankreich und ein geistig großes Deutschland. Auf Churchills Initiative kam es zur Gründung des “Internationalen Komitees zur Koordinierung der Bewegungen für die Einheit Europas”, das im Mai 1948 in Den Haag einen Europa- Kongress einberief. Mehr als 700 Politiker aus 30 Staaten nahmen an dem Kongress teil. Dieser führte im Oktober 1948 zunächst zur Gründung der “Europäischen Bewegung”, einem überparteilichem Zusammenschluss von Organisationen, die sich der Einigung Europas verschrieben hatten. Aus dieser gingen Nationale Räte in den einzelnen Ländern hervor, denen namhafte Politiker vorstanden, neben Churchill in Italien Alcide de Gasperi, in Frankreich Leon Blum und in Belgien Paul Henri Spaak.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Rights and permissions
Copyright information
© 2011 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
About this chapter
Cite this chapter
Holtz-Bacha, C. (2011). Der Europarat. In: Medienpolitik für Europa II. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92767-1_2
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-92767-1_2
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-15696-5
Online ISBN: 978-3-531-92767-1
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)