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Die moderne Industriegesellschaft und der „Gott-lose“ Tod

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Wie wir sterben
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Zusammenfassung

Die meisten Menschen in den heutigen westlichen Gesellschaften können nicht mehr auf christliche Mythen und Rituale zur Versöhnung mit dem Tod zurückgreifen, denn einhergehend mit den ökonomischen, politischen und sozialen Entwicklungen, die gemeinhin unter den Stichworten Rationalisierung, Säkularisierung und Pluralisierung zusammengefasst werden, ging der westlichen Gesellschaft der Gottesglaube im Allgemeinen und der Glaube an das ewige Leben im Besonderen weitgehend verloren. Zumindest büßte die christliche Lehre ihren Status als unhinterfragte, absolut verbindliche „symbolische Sinnwelt“ ein, die Alltagshandeln, Denkstrukturen und Lebenslauf der Menschen bis ins Kleinste von der Wiege bis zur Bahre prägt. Eine Dimension dieses Machtverlustes stellte das Aufbrechen der monopolisierten Deutungshoheit der Glaubensinhalte für den Bereich des Sterbens und des Todes dar. Dieser war damit nicht länger exklusives Thema der christlichen Religion und ihrer Vertreter, oder anders formuliert: Der in den Kirchen institutionalisierte Glaube konnte sich nicht weiterhin behaupten als einzig legitimierter Produzent von Wahrheiten über Sterben und Tod. Das ist eine der soziokulturellen Determinanten, die beeinflussen, wie industrialisierte Wohlfahrtsstaaten sich derzeit dem Tod gegenüber verhalten. Ein weiterer signifikanter Faktor liegt in der, im Vergleich zu vormodernen Epochen, veränderten Sterblichkeitsstruktur, die sich für das Individuum konkretisiert in der historisch erstmals gegebenen hohen Wahrscheinlichkeit, erst jenseits des 70. Lebensjahres eines „natürlichen“ Todes zu sterben. Beide Tendenzen sollen nun hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die gegenwärtige Ordnung des Todes näher betrachtet werden.

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© 2011 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH

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Brandes, M. (2011). Die moderne Industriegesellschaft und der „Gott-lose“ Tod. In: Wie wir sterben. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92697-1_4

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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