Zusammenfassung
Die aktuell profiliertesten Professionalitätsdebatten in der Sozialen Arbeit befassen sich schwergewichtig mit der Frage, wie das professionelle Arbeitsbündnis mit Klientinnen und Klienten auszugestalten ist, damit sich Prozesse der Erlangung und Wiedererlangung von Autonomie und Handlungsfähigkeit optimal unterstützen lassen. Die Ausgestaltung des Arbeitsbündnisses erscheint dabei in erster Linie als eine Funktion des professionellen Habitus (vgl. Becker-Lenz/ Müller 2009). Diese Kernfokussierung der Professionalitätsdebatte auf Habitusund Positionierungsfragen setzt einen zweifellos richtigen und wichtigen Kontrapunkt zu Traditionen der Auseinandersetzung mit der Professionalitätsfrage, in denen weniger der Habitus als vielmehr das Wissen von Professionellen im Zentrum der Aufmerksamkeit stand. „Je wissenschaftlicher das Wissen, desto professioneller die Praxis“ lautete etwa die (naive) Devise noch in den 1970er Jahren. Zugleich birgt diese Aufmerksamkeitsverschiebung – weg vom Wissen hin zum Habitus – die Gefahr, dass in ihr dauerhaft die Frage ausgeblendet bleibt, welcher Provenienz die vielfältigen Formen gesellschaftlichen Wissens sind, die weiterhin handlungsleitend und strukturierend auf die Praxis von Professionellen einwirken, und welche Korrespondenzverhältnisse zwischen der Ausgestaltung des Arbeitsbündnisses auf der einen und dem Zugriff auf bestimmte Formen gesellschaftlichen Wissens auf der anderen Seite bestehen.
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Literatur
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Schallberger, P. (2011). Das pädagogische Credo eines Heimvaters. Analyse eines Rundschreibens. In: Becker-Lenz, R., Busse, S., Ehlert, G., Müller, S. (eds) Professionelles Handeln in der Sozialen Arbeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92687-2_15
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