Zusammenfassung
Wann immer der Begriff der pädagogischen Liebe zur Sprache kommt, trifft man früher oder später auf eine verhängnisvolle Blickverengung. Von PLATON bis heute wird in Wissenschafts- und Alltagssprache pädagogische Liebe oft wie selbstverständlich mit Eros gleichgesetzt. Darin tradiert sich hartnäckig eine platonische Erblast. Dieses Erbe wirkt auch irritierend auf unser Verständnis von Politik im Allgemeinen und von demokratischer Erziehung im Besonderen. Der Gedanke, den ich im Folgenden entfalten möchte, setzt 1. bei dem Verständnis von Eros und Politik in der Jugendbewegung ein – ich werde dabei HANS BLÜ- HER als Kronzeugen aufrufen –, zeigt 2. die verengende Wirkung PLATONs auf den pädagogischen Liebesbegriff, wird 3. diese Verengung kritisieren, um 4. über einen erweiterten Begriff von pädagogischer Liebe und ein Verständnis des Menschen als Person zu einem personorientierten Verständnis von Demokratie und demokratischer Erziehung hinzuführen.
Bei diesem Text handelt es sich um einen Vortrag, den ich am 15.03.2010 auf dem DGfE Kongress gehalten habe.
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Seichter, S. (2011). Eros und Politik. Von Blüher zu Platon und retour. In: Drieschner, E., Gaus, D. (eds) Liebe in Zeiten pädagogischer Professionalisierung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92680-3_3
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