Zusammenfassung
Für die mittelosteuropäischen Staaten war die Transformation einer planwirtschaftlichen in eine marktwirtschaftliche Ökonomie mit einer tiefgehenden sozialen Differenzierung der Gesellschaften verbunden. Zwanzig Jahre nach Beginn dieses Prozesses kann man feststellen, dass die Gesellschaften ökonomisch und sozial in Transformationsgewinner und -verlierer gespalten sind. Die polnische Gesellschaft mag hier als ein herausragendes Beispiel dienen, da sie aufgrund des Umfangs ihrer Bevölkerungszahl den größten Markt und mithin eine der wichtigsten Ökonomien der mittelosteuropäischen Staaten der Europäischen Union bildet. Zudem stellte die in der polnischen Gesellschaft verankerte Volksbewegung der Solidarność einen historisch entscheidenden Faktor bei der Befreiung der Staaten aus der sowjetischen Unterdrückung dar. Die historische Leistung der Solidarność endete jedoch nicht in dem Moment, als die Nomenklatura bereit war die Macht zu teilen, sondern betrifft auch die Gestaltung der nachfolgenden Gesellschaft. Schon Ende der 1980er-Jahre hatte ein Kreis von Personen um Finanzminister Balcerowicz Pläne für eine wirtschaftliche Entwicklung ausgearbeitet, die auf eine kritiklose Übernahme des westlichen Systems zielten und keinen Raum für andere Entwicklungsrichtungen ließen. Damit wurden die Voraussetzungen für eine Privatisierung eingeleitet, von der vor allem diejenigen Bevölkerungsteile profitierten, die durch ihren Zugang zu den alten Eliten über die sozialen und finanziellen Ressourcen verfügten, um sich als private Unternehmer am Markt zu positionieren (Jarosz 2005: 57ff., 114ff.). Der Zugang zu den Netzwerken der politischen Eliten, verbunden mit einem Informationsvorsprung, sicherte in vielen Fällen den Zugriff auf Betriebe. „Dank ihrer politischen Stellung profitierten Personen oder Familien, die mit dem Regierungslager verbunden waren, in besonderer Weise von der Privatisierung.“ (Holzer 2007: 92). Unter ihrer Mitverantwortung wurden die als „Chicago-Boys“ bekannt gewordenen Wirtschaftsberater mit der Umgestaltung der Ökonomie beauftragt, die zugleich als Beispiel für andere Staaten des ehemaligen Ostblocks dienten (Jarosz 2005: 54).
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© 2010 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
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Wagner, M. (2010). Anstelle eines Nachworts: Schmuggel als Projekt. In: Wagner, M., Łukowski, W. (eds) Alltag im Grenzland. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92608-7_14
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-17087-9
Online ISBN: 978-3-531-92608-7
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